Herkulische Worte,
minimalistische Taten
USA-Update Mai 2020
In diesem USA-Update
behandele ich drei Themen. Sie hängen alle unmittelbar mit dem grundlegenden
Machtkampf zwischen den Vertretern des Nationalstaats USA und den One World-Herolden zusammen. Es
geht im Folgenden um die Beendigung des Gerichtsprozesses gegen Trumps ersten
Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn, um den demokratischen
Präsidentschaftsbewerber Joe Biden und die gegen ihn erhobenen Sex-Vorwürfe sowie
um das amerikanische Verhältnis zu China einschließlich der Frage, wo
eigentlich das vermaledeite Corona-Virus herstammt.
Stellvertreterkrieg – der Flynn-Prozess und die Macht
des William Barr
Abseits der Aufmerksamkeit
des Publikums begann in den USA im Frühsommer 2015 ein strafrechtliches
Ermittlungsverfahren, das zwei Jahre später mit großem Hallo in einen
Strafprozess überging, der nunmehr abrupt und ungewöhnlich endete, indem die
US-Ankläger ihre Anklage zurücknahmen, obschon sich der Angeklagte für schuldig
erklärt hatte. Die Zielperson dieses absonderlichen Vorgangs heißt Michael
Flynn, und der zuständige US-Justizminister ist ein Mann namens William Barr.
Warum Flynn? Der Ex-General Michael Flynn war in
seiner militärischen Dienstzeit zuletzt Direktor des US-Militärgeheimdienstes
(DIA). Fast nahtlos wechselte der Pensionär in den Beraterstab des
republikanischen Präsidentenbewerbers Trump. Was das erstaunte Publikum vom
Kandidaten in den nächsten Monaten über dessen außen- und
sicherheitspolitischen Vorstellungen zu hören kriegte, stammte mit einiger
Sicherheit von Flynn. Solange man Trumps Aussagen über den Rückzug der USA aus
weltweiter Militärpräsenz für das Geschwätz eines Außenseiters hielt, waren die
Reaktionen aus den Machtzirkeln rund um den Council
on Foreign Relations eher mau. Aber als das Undenkbare im November 2016
Wirklichkeit zu werden drohte und damit der nächste US-Präsident Donald Trump
heißen würde, standen die Zeichen auf Sturm.Mit Behördenmacht wurde gegen Trump und sein engstes Umfeld eingeschritten.
Als ich im Januar 2016 kurz von Trumps
Amtsübernahme zum ersten Mal davon Wind kriegte, hielt ich solche Neuigkeiten
für das übliche Verschwörungsgerede aus dem US-Machtapparat. Doch mein
Misstrauen wuchs mit jedem Detail. Einige tausend Aktenseiten später war ich
etwas schlauer geworden. Es klingt paradox, aber wie so oft halfen die Aktenschwärzungen
nicht unwesentlich. Denn vergleicht man denselben Vorgang in verschiedenen
Akten und die unterschiedlichen Schwärzungen miteinander und die dann mit den
halblegalen Hinterlassenschaften in Plattformen wie WikiLeaks, kommt man der Wahrheit erstaunlich nahe. Wer meinen
Lernprozess nachvollziehen möchte, mag Spygate
lesen, das von Kritikern, die das Buch garantiert nicht gelesen haben, als
Verschwörungstheorie bezeichnet wird. Danke dafür.
Der erste Erfolg, den die Anti-Trumpisten zum
Jahresbeginn 2016 verbuchen konnten, war, dass sie den ersten Nationalen
Sicherheitsberater Flynn zur Strecke brachten. Bereits im Februar 2016 musste
er das Weiße Haus verlassen. Die Jahre andauernde Pressekampagne gegen ihn,
immer wieder genährt durch Fragwürdiges aus dem gegen ihn angestrengten
Strafprozess, sorgte dafür, dass Flynn nachhaltig aus dem Umfeld von Trump
entfernt wurde und blieb. Letztlich ging es um den Vorwurf, Flynn habe bei
einer Vernehmung am 24. Januar 2016, also Tage nach seinem Amtsantritt im
Weißen Haus, nicht die volle Wahrheit gesagt. Dessen bekannte er sich in einem
Prozessvergleich (plea deal) für
schuldig. Alle anderen Vorwürfe der Staatsanwaltschaft waren damit mit deren
Zustimmung vom Tisch. Jetzt ging es nur noch um die Bestrafung. Dann kam Sand
ins Getriebe.
Die Staatsanwaltschaft hatte sich, wie bei solchen plea deals üblich, ausbedungen, dass
Flynn mit ihr zusammenarbeite und deswegen das Gericht um Aufschub der
Verurteilung gebeten. Das hätte sie besser nicht getan, denn als sie mit dem
Anliegen herausrückte, dass Flynn nunmehr als eine Art Kronzeuge bei der
Aufdeckung einer großen Verschwörung mitwirke, weigerte sich dieser ohne Wenn
und Aber. Offenbar ging ihm erst jetzt ein Licht auf, was seine Rolle in
Wirklichkeit sein sollte. Konsequent zog er die Notbremse und schmiss seine
Verteidiger raus. Der
Ersatz, der jetzt die Bühne betrat, war alles andere als ein Ersatz im
abfälligen Wortsinne. Die Ex-Staatsanwältin Sidney Powell übernahm jetzt das
Kommando. Bestens zuhause in den amerikanischen Justizintrigen stöberte sie
sogleich in den Formalien des Verfahrens herum und fand solche Dinge, wie das
Fehlen der zwingend vorgeschriebenen, sofort auszufüllenden FBI-Formblätter („FD-302“)
über die Vernehmung von Personen durch FBI-Agenten, im speziellen Fall fehlte
das Formblatt über Flynns erste Vernehmung. Diejenigen Formblätter, die sie
vorfand, waren deutlich jüngeren Datums und zeigten bei genauer Lektüre, dass
sie anderes ersetzten, was ursprünglich dagewesen sein musste. Sie stellte sich
nunmehr auf den leicht nachzuvollziehenden und schlecht zu widerlegenden
Standpunkt, dass die Staatsanwaltschaft vorsätzlich und gegen geltendes Recht
dem Gericht entlastendes Material vorenthalten habe. Sie verlangte die
Herausgabe dieser Materialien, die nach den internen Formvorschriften des FBI
vorhanden sein müssten.
Das
war ein Schuss ins Blaue, der auch nach hinten hätte losgehen können, denn das
FBI hätte ja das Gewünschte in durchaus belastender Form im Köcher haben
können. Doch der Schuss war offenbar ein Volltreffer, denn das FBI teilte etwas
karg mit, dass die einschlägigen Akten verschwunden seien. Der vorsitzende
Richter tat nun, was Richter an solchen Weggabelung zu tun pflegen: Er teilte
der Verteidigung mit, dass der eingereichte Beweisantrag misslungen sei. Das
Verfahren sei nunmehr (mit der Verurteilung Flynns) zum Abschluss zu bringen.
An dieser Stelle griff nun US-Justizminister
William Barr ein. Er entzog den Staatsanwälten, die noch immer aus dem Team des
vormaligen Sonderermittlers Robert Mueller III. stammten, das Mandat und
ersetzte sie durch einen Außenstehenden, der mit den Verfahren bislang nichts
zu tun gehabt hatte. Der tat, was in solchen Fällen notwendig ist, er bat um
zeitlichen Aufschub, sich in die Akten einzuarbeiten. Die gesetzte Frist wurde
genutzt. Vorletzte Woche durfte die Öffentlichkeit zum ersten Mal Teile der
angeblich verschwundenen Aktenlesen.
Sie belegen, was bislang Verschwörungstheorie abgetan wurde:
Ab Dezember 2016 trafen sich Behördenspitzen des
Justizapparats, um ein Strafverfahren gegen Trump-Berater Flynn zu inszenieren.
Sie diskutierten, dass es ihnen an einem strafrechtlichen Vorwurf fehle, was
aber notwendig sei, da das FBI nicht im luftleeren Raum operieren können. Da
sie im Augenblick nichts Geeignetes in der Hand hatten, verständigten sie sich
darauf, Flynn einen Verstoß gegen das Logan-Gesetz unterstellen. Bei diesem
Gesetz aus dem Jahre 1799 (!) handelt es sich um das Verbot, die USA
außenpolitisch zu vertreten, ohne hierzu ausdrücklich legitimiert zu sein.
Flynn habe mit dem russischen Botschafter in Washington im Dezember 2016
telefoniert, mithin bestehe der Verdacht, dass er gegen dieses Gesetz verstoßen
habe. Die
Beteiligten dieser üblen Groteske wussten, dass der Vorwurf unzutreffend war,
denn sie besaßen die Mitschrift des Abhörprotokolls von diesem Telefonat.
Nunmehr kamen sie auf die Idee, trotzdem ein Verfahren zu eröffnen und Flynn,
ohne dass ihm dieses bewusst wurde, verantwortlich zu vernehmen, und das Verhör
so zu gestalten, dass er über das Gespräch sagte, was als Falschaussage
gegenüber der Justiz gewertet werden könne. So geschah es.
Ich betone: Bislang hatte ich angenommen und
deswegen geschrieben, dass die Sache so gelaufen sein muss. Jetzt weiß ich, dass sie tatsächlich so gelaufen ist, denn nunmehr verfügt die
Öffentlichkeit über die einschlägigen Akten-Notate des damaligen Leiters der
US-Spionageabwehr im FBI, E.W. „Bill“ Priestap. Sie sagen aus, was ich bislang
nur vermuten konnte: Eine Riege von Spitzenleuten aus dem US-Justiz-Apparat
stellten den US-General, wie man das in Gangsterkreisen so sagt, auf die Seife.
Der nunmehr zuständige Staatsanwalt hat aus den
Erkenntnissen die einzige mir zulässig erscheinende Konsequenz gezogen: Er nahm
die Anklage zurück. Man wird sehen, was das für den zu Unrecht Verfolgten für
Konsequenzen haben wird. Für die Verantwortlichen dieses Justizverbrechens schweben
die Konsequenzen allerdings im Raum. Der Justizminister hat Anklagen für Juli
2020 angekündigt. Offen ist allenfalls, wer alles vor den Kadi gezerrt werden
wird.
Wettrennen auf den Klippen – die Präsidentenkür des
Joe Biden, der Sex und das Tuscheln hinter den Kulissen
Der derzeit einzige
Präsidentschaftsbewerber der Demokraten für die Wahl im November 2020 ist Joe
Biden, der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama. Mit Hilfe der
Mainstreampresse konnte er die Konkurrenten in den letzten drei Monaten aus dem
Feld schlagen. Jetzt sind die einschlägigen Medien in der Pflicht, ihm konkrete
Siegchancen anzudichten. Sie tun es gerade.
Biden hat im Moment zwei ungesicherte Baustellen
auf seinem Weg: (1) die Affären um seinen Sohn Hunter Biden und dessen
Eskapaden im Ukraine- und Chinageschäft während der Dienstzeit seines Vaters.
Der US-Senat ist soeben dabei, Licht in dieses Dunkel zu bringen. (2) Das
andere Ungemach ist der Sex. Wie in den USA schon guter Brauch hat sich
pünktlich eine Dame zu Wort gemeldet, die Biden vorwirft, sich an ihr vergangen
zu haben. Schon ein bisschen her die ganze Sache, aber was heißt das schon.
Die Sex-Affäre ist nicht nur für Biden, sondern vor
allem für seine Partei, die Demokraten, ein Problem. Das lässt sich mit kargen
Worten so umreißen: Die Demokraten sind nach ihrer Selbstdarstellung die Partei
der Entrechteten und Geknebelten, wozu alle Minderheiten und kurioser Weise
auch die Frauen zählen, die trotz anders lautenden statistischen Angaben, ebenfalls
zu den Minderheiten gerechnet werden. Böse Zungen sprechen hier von
Frauen-Mathematik.
Doch Spaß beiseite, der eigentliche Knackpunkt in
diesem Falle hört auf den Namen Feminismus. Das ist eine aggressive politische
Bestrebung, deren Ziel die Frauenherrschaft ist. Ich gehe hier auf die
Einzelheiten nicht ein und bitte den Leser, diese Aussage für einen Moment
hinzunehmen, weil ich zielstrebig zu einer der politischen Grundaussagen
vorstoßen will. Sie lautet: Erhebt eine Frau einen Vorwurf gegen einen Mann, so
trifft dieser zu. Für Leser, die dies für Spinnerei halten, darf ich warnend
sagen: Da kennen Sie die Praxis in den USA nicht. Die Demokraten haben sich auf
diese Spielregel festgelegt. Sie haben dies expressis verbis getan. Bei der
Ernennung des Richters am Obersten Gerichtshof Bret Kavanaugh vor wenigen
Monaten konnte es jeder mitverfolgen: Eine Riege von Frauen erhob in einem
gestaffelten Verfahren den Vorwurf einer sexuellen Belästigung, begangen im
College-Alter. Ein
Proteststurm ging durch die Medien. Doch er half letztlich nichts, denn die
republikanischen Senatoren wurden zu einer Abwehrfront zusammengeschweißt – das
besorgte ein junger demokratischer Parteisoldat, der die Senatoren nach einem
massiven Computereinbruch zu erpressen versuchte und dabei aufkippte. Das war ein
Zacken zuviel, doch die hochmögenden Demokraten schworen Rache. Jetzt haben sie
dank ihrer moraltriefenden Erklärungen den eigenen Kandidaten mit den
einschlägigen Sex-Vorwürfen am Bein. Bei Anwendung der eigenen Maßstäbe müssten
sie ihn sofort für schuldig erklären und fallenlassen. Dann haben sie keinen
Kandidaten mehr – eine hübsche Zwickmühle.
Bleibt
die Frage, wie dieses Schmierentheater ausgeht. Wenn ich recht gehört habe,
findet hinter den Kulissen ein heftiges Tauziehen statt, ob man den Kandidaten
Biden im letzten Moment aus dem Rennen nehmen und ersetzen solle. Einer der herbeigetuschelten
Ersatzmänner, der Gouverneur des Staates New York, Andrew Cuomo, hat bereits
abgewunken. Meine Favoritin ist daher Michelle Obama, die Frau des Ex-Präsidenten.
Neben den Pluspunkten Frau und schwarz hat sie zwei bedeutende Qualifikationen:
Sie ist Spielfilmberaterin beim Unterhaltungsriesen Netflix, und sie weiß
bereits aus eigener Erfahrung, wo das Weiße Haus liegt.
Corona Ping Ping – der Buhmann in Wuhan und Ball
paradox in den USA
Die gesamte westliche Welt,
jedenfalls soweit sie zu Wort kommt, ist sich angeblich einig, dass das
Corona-Virus aus einem Labor in Wuhan stammt – entwichen oder entlassen, das
sei mal dahingestellt. Wer auf gesicherte Beweise pocht, muss wohl noch ein
Weilchen warten. Vielleicht bis zu der Zeit, wenn der Wahlkampf in den USA
entschieden ist. Wie der ausgeht ist – siehe oben – auch noch nicht klar. Eins
jedoch ist schon jetzt ganz sicher. Die US-amerikanische Advokaten-Gilde hat
die Wuhan-Nachrichten mit Begeisterung aufgegriffen, und wir werden in den
nächsten Monaten und Jahren Zeugen einer endlosen Prozesslawine werden.
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass der
Kampf gegen das Virus in den USA vor allem zu einer Auseinandersetzung zwischen
den Demokraten und den Republikanern mutiert ist. Die einen wollen strikt
abschotten. Das sind paradoxer Weise die weltoffenen Demokraten, denn in den
von ihnen beherrschten bevölkerungsreichen Bundesstaaten an der Ost- und der Westküste
ist das Virus daheim. Die Republikaner wollen zum schnellen Normalbetrieb
zurückkehren. Sie müssen befürchten, dass die Bevölkerung der von ihnen dominierten
Staaten ihnen sonst die Gefolgschaft aufkündigt, weil sie das Bleib-daheim
nicht einzusehen vermag. Eine solch paradoxe Schlachtordnung hatten wir noch
nie.
Derweil
bewegt sich das Verhältnis zwischen den USA und China auf eine Eiszeit zu.
Beide Seiten kann man dabei beobachten, wie sie die Waffen vorzeigen:
Flottenmanöver, Sanktionen, Stärkeerklärungen, Heerschau der Verbündeten. Die
Kontrahenten um die Weltdominanz sind zu beobachten, wie sie es vermeiden, den
Kontakt und die Beziehungen vollends abreißen zu lassen, denn beide müssen
befürchten, dass der jetzige Taumel in einen Absturz mit unkalkulierbaren
Folgen einmündet. Das alles kann sich durch ein unbedachtes Wort von einem zum
andern Tag zum Exzess wenden. Beide Seiten wissen das und halten sich
hoffentlich an diese Weisheit – am wenigsten gilt dies wohl im Moment für die
US-Gesetzgebungsorgane. Dort zeigt sich wieder der alte globale Übermut. Doch ob
es wirklich einen Machtkampf in China gibt, wissen allenfalls die Astrologen
und von diesen die Kommentatoren der westlichen Mainstreammedien.
|