In diesem Aufsatz behandele ich im Anschluss an mein Buch Nicht
mein Krieg. Deutschland und der Ukraine-Konflikt diejenigen Ereignisse seit dem Sommer 2024,
die man aus meiner Sicht zur weiteren realistischen Lageeinschätzung wissen
sollte. Vorab kann gesagt werden, dass sich an den bereits im Buch geschilderten
Grundzügen über Herkunft und Verlauf des Konflikts wenig geändert hat.
Erster Teil: Politische Entwicklung
Im Folgenden werden die verschiedenen Kriegsbeteiligten jeweils
gesondert behandelt, also im Wesentlichen die USA, Deutschland, die Ukraine und
Russland.
(1) Die USA im Ukraine-Krieg
In der Zeit vom Sommer bis zum 5. November 2024 (Wahltag in den USA)
dümpelte die US-amerikanische Unterstützungspolitik für die Ukraine vor sich
hin. Die Nato gab auf ihrem Gipfeltreffen in Washington im Juli 2024 ein
ellenlanges Papier heraus. In ihm ist viel von Solidarität die Rede, aber
nichts vom Eingreifen in den Konflikt mit eigenen Truppen. Der nicht ohne Komik
auftretende US-Präsident – er sprach Selenskyj als „Mr. Putin“ an – ließ
erkennen, dass es zukünftig die Rolle der Europäer sei, die Finanzierung des
Ukraine-Kriegs zu übernehmen. Auf einen konkreten Fahrplan zur Aufnahme der
Ukraine in das Bündnis einigten sich die Teilnehmer nicht, nachdem einige
Mitglieder unter der Meinungsführerschaft von Ungarn angedeutet hatten, sie
würden einer Aufnahme der Ukraine ohnehin ihr Veto entgegensetzen.
Das selbe Halbherzige
der US-Regierung zeigte sich bei der von ihr anberaumten
Ukraine-Stützungskonferenz in Ramstein Anfang Oktober 2024. Der dort angekündigte
US-Präsident erschien nicht. Ihn vertrat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Die US-Unterstützungszusagen blieben vage. Stattdessen übernahmen
absprachegemäß gegenüber dem angereisten ukrainischen Präsidenten die Deutschen
unter Verteidigungsminister Pistorius die Zusagen für Waffen und Munition.
Keine Änderung des
prinzipiellen Rückzugs aus der Ukraine brachte schließlich auch der Besuch von
US-Präsident Biden in Berlin, der – für das Publikum überraschend – zu einem
Vierergipfel ausgebaut wurde, an dem neben dem Bundeskanzler auch der
französische Staatspräsident Macron und der britische Premier Starmer teilnahmen.
Ob tatsächlich konkrete Absprachen bezüglich der Ukraine getroffen wurden,
blieb hinter dem üblichen Schwall diplomatischer Floskeln verborgen. Es ist
indessen anzunehmen, dass das Quartett sich darauf verständigte, keine der
nationalen Fernwaffen für den Beschuss tief nach Russland hinein freizugeben.
Eine Koordinierung erschien schon deswegen angezeigt, weil Großbritannien
solche Angriffe offen befürwortete und Frankreich sogar vom Einsatz eigener
Truppen nicht abgeneigt schien.
Die Abneigung der
US-Regierung gegen den Fernbeschuss in die russische Tiefe hinein wurde durch
einen Umweg über die New York Times am Vortag der Konferenz zum Ausdruck
gebracht, wonach US-Geheimdienste die Warnung ausgesprochen hätten, Russland
werde auf solche Angriffe seinerseits mit asymmetrischen Schlägen auf die für
den Beschuss verantwortlichen Staaten reagieren. Die Berichterstattung wies auf
die Kapazitäten und den Willen des russischen Militärgeheimdienstes GRU hin,
der bereit und in der Lage sei, Anschläge auf US-Einrichtungen in Europa und
auch solche in den USA selbst durchzuführen.
Ob den US-Diensten
derartige Erkenntnisse tatsächlich vorliegen, mag dahinstehen. Zumindest ist
unbestreitbar, dass sowohl Präsident Putin als auch Außenminister Lawrow im
Sommer und Herbst 2024 unmissverständlich klarstellten, bei entsprechenden
Angriffen nach Russland hinein, die mit der Unterstützung von Nato-Staaten
stattfinden und nach Auffassung der Russen nur mit dieser Unterstützung
stattfinden können, diese Staaten mit geeigneten Mittel ebenfalls angegriffen
werden würden. Diese Warnung scheint bei der US-Regierung und auch bei der
Bundesregierung angekommen zu sein und ernst genommen zu werden.
Schließlich kam nach
den ewigen und ermüdenden, für sicher erklärten Wahlprognosen dann tatsächlich
der Tag der US-Wahlen (4. November 2024). Deren Details und das groteske
Falschliegen von Mainstreammedien und der deutschen politischen Klasse muss
hier, weil nicht zum Thema gehörig, nicht erörtert werden.
Zum Thema gehören
indessen Trumps Wahlversprechen, den Ukraine-Krieg binnen Tagen zu einem Ende
zu bringen. Etwas nebulös hatte er ab und an hinzugefügt, das könne er bereits
vor seinem offiziellen Amtsantritt erledigen. Buchen wir das unter
Wahlkampfgetöse, so bleibt unterm Strich die Ankündigung eines möglichen
Kriegsendes. Diese Botschaft beinhaltet zunächst einmal die Kernaussage, dass
es diesen jetzt andauernden Krieg ohne das aktive Mittun der USA gar nicht
geben würde. Das ist Realismus pur.
Sollte Trump nach
seinem Amtsantritt tatsächlich Schritte zur Beendigung des Ukraine-Konflikts
unternehmen, dürfte sein Tun inneramerikanisch auf erheblichen Widerstand
stoßen. Es dürften beispielsweise die Kriegsgewinnler von Black Rock und J.P.
Morgen, die zum Monatswechsel Oktober auf November 2024 in Luxemburg ein
milliardenschweres Ukraine-Konsortium gründeten, sich nicht freiwillig die
Butter vom Brot nehmen lassen. Zwar feierte die Börse in New York den Trump-Sieg
mit Rekord-Gewinnen, aber wenn irgendwo Substanzverlust droht, werden die
Hyänen bissig. Wie sagte doch der einflussreiche Senator der Reps Lindsey
Graham vor kurzem erst in seltsamer Ehrlichkeit? Die Ukraine ist die Goldader
der USA. Diese Leute werden darauf bestehen, dass Trump ihnen ihre Gewinne
sichert.
(2) Deutschland im Ukraine-Krieg
Der politische Rückzug der USA aus dem Ukraine-Krieg ist zulasten
Deutschlands erfolgt. Die Lastenverschiebung wurde von US-Präsident Biden seit
dem Nato-Gipfel in Washington mehrfach öffentlich bekanntgegeben. Die deutsche
Regierung hat sich dem nicht widersetzt, sondern kontinuierlich zu erkennen
gegeben, dass sie diese Rolle übernehmen will, zuletzt anlässlich des
Antrittsbesuchs des neuen Nato-Generalsekretärs in Berlin. Der neue Mann ist
der Niederländer Mark Rutte (sprich: Rütte), ein bei ihm zu Hause abgewählter
ehemaliger Ministerpräsident. Er ist seit Jahr und Tag ein strikter Befürworter
der aktiven Einmischung in den Ukraine-Konflikt. In Berlin hat er klargestellt,
dass es sein als erreichbar bezeichnetes Fernziel sei, den Staat der Ukraine
als Mitglied in die Nato zu holen. Das ist nicht ohne Ironie, da seine
Amtsnachfolger in Holland dies vermutlich anders sehen.
In Deutschland lässt
sich der Wille der Bundesregierung, die Führung im Ukraine-Unterstützerlager zu
übernehmen, an zwei politischen Aktivitäten ablesen. a) Zum einen geht es um
die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die 2011 entgegen der Verfassung
abgeschafft wurde, weswegen man diesen Akt beschönigend als Aussetzung
bezeichnet hat. b) Zum andern ist die drastische Anhebung der Ukraine-Hilfe
Gegenstand der Haushaltsbemühungen.
Zu a) Der
Gesetzentwurf zur Wiederinstallierung der Wehrpflicht wurde bereits in den
Bundestag eingebracht. Er beinhaltet einen eigenartigen Zwitter, denn in
Wirklichkeit will man die Wehrpflicht gar nicht wieder einführen, sondern setzt
weiterhin auf Freiwillige. Die einzige bemerkbare Änderung soll die
Wiedereinführung der Erfassung von wehrpflichtigen jungen Männern sein, über
deren Vorhandensein man in der deutschen politischen Führung nach der sog.
Aussetzung der Wehrpflicht und der damit einhergehenden Abschaffung der
Wehrersatzämter jegliche Übersicht verloren hat. Das Schicksal dieser Novelle
ist seit dem Zerplatzen der Ampelkoalition am 6. November 2024 höchst ungewiss.
Zu b) In der
Öffentlichkeit wurde zunächst kaum bemerkt, dass die international verkündete
deutsche Ukraine-Hilfe das finanzielle Loch – das ohnedies wg. des
wirtschaftlichen Niedergangs Deutschlands, auch wg. des das Klima-Märchens und
des fortgesetztes Sponsorings von illegalen Zuwanderern unübersehbar geworden
ist – nunmehr vollends unbeherrschbar machen würde. Am Streit über diesen
Aspekt ist – zumindest wird dies durch die Kontrahenten verkündet – die
Ampel-Koalition gescheitert, weil, nachdem der Finanzminister Lindner
öffentlich auf die Schieflage hingewiesen hatte, der Bundeskanzler ihn entließ.
Der Bruch der
Ampelkoalition hat auch ganz andere mögliche Auswirkungen auf die deutsche
Rolle im Ukraine-Konflikt. Zunächst wird der CDU die Rolle zufallen, ob sie den
von der Bundesregierung selbst erzeugten unabsehbaren Finanzbedarf in Sachen
Ukraine im Bundestag anstelle der jetzt oppositionellen FDP einfach durchwinkt.
Möglich wäre es, denn die Union gehört zu den bedenkenlosen Exekutoren
US-amerikanischer Weltmachtpolitik – ein Verhalten, das sie hinter dem Schlagwort
der Bündnistreue verbirgt. An dieser Stelle muss ich dem Leser einen
scheinbaren gedanklichen Umweg durch die deutsch-russischen Beziehungen
zumuten. Ich werde dies in Form von Exkursen zu den drei politischen Parteien
tun, die im Augenblick eine zu beachtende Rolle spielen, nämlich, wie schon
angedeutet, die CDU, aber auch die AfD und schließlich das BSW.
aa) Exkurs zur CDU. Die
CDU ist ein Kind des Kalten Krieges. Die Bündnistreue zu den USA musste in
Westdeutschland angesichts der Verheerungen, die durch die sowjetischen
Herrscher im Osten Deutschlands angerichtet wurden, nicht gesondert erzwungen
werden. Sie ergaben sich mehr oder weniger automatisch kraft des täglichen
Anschauungsmaterials. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks waren es die USA, welche
die scheinbare Chance sahen, zur Einzigen Weltmacht aufzusteigen und dies als
Änderung ihrer Weltpolitik durchzusetzen versuchten.
Die CDU machte diesen
Schwenk gehorsam mit. Auch dieser Gehorsam musste nicht groß erzwungen werden,
da sich die CDU mit der Teillegende beruhigte, die USA hätten die deutsche
Einheit erst ermöglicht. Dass die Wirklichkeit zumindest auch eine andere war, wurde alsbald verdrängt.
Der allgemein
sichtbare, aber nur wenig beachtete Kulminationspunkt in der Selbstunterwerfung
der CDU unter das US-amerikanische Weltherrschaftssystem war die Reise der
frischgebackenen CDU-Vorsitzenden Merkel zu Beginn des Irak-Kriegs, gleich
nachdem der damalige Bundeskanzler Schröder der Kriegsmacht die
Gefolgschaftstreue versagt hatte. Beides führte in Deutschland auf geradem Weg
zum Machtwechsel. Merkel erschien den US-amerikanischen Weltenlenkern tragbar,
da sie ihre Unterwerfung öffentlich zur Schau gestellt hatte. Ihre Herrschaft,
die eine Orgie der deutschen Selbstzerstörung war, wurde bei der letzten
Bundestagswahl selbst den propagandistisch breitgequatschten Deutschen zuviel,
die der dann antretenden schrägen Ampel-Koalition mit der sich selbst
auflösenden SPD an der Spitze zur Herrschaft verhalfen. Diese ist jetzt zu
Ende, nachdem der nächste US-Trabant zur Machtübernahme bereit steht.
So sieht die
politische Situation in Deutschland bezüglich des Ukraine-Konflikts aus. Es
steht zu erwarten, dass sich gleich nach der zu erwartenden Bundestagswahl eine
rechnerisch irgendwie zusammengeschusterte Koalition unter der Führung der CDU
bildet, die den amerikanischen Vorgaben, die spätestens dann erkennbar sein
werden, bedenkenlos folgen wird.
bb) Exkurs zur AfD:
Die AfD ist auf der politischen Bundesbühne derzeit die einzige ernstzunehmende
politische Kraft, die konsequent dem Ukraine-Kriegsbeteiligungskurs
Deutschlands widerspricht. Die Chance, das sie ihre Auffassung in praktische
Politik umsetzen kann, tendiert gegen Null. Auch bei den kommenden Wahlen wird
sich hieran kaum etwas ändern. Das Allparteien-Kartell, gestützt von der
Exekutivmacht und dem privat-öffentlichen Propaganda-Apparat werden es zu
verhindern suchen.Hierbei zeigen die
30-Prozent-Wahlerfolge der AfD in Sachsen und in Thüringen, dass diese für das
Establishment ohne weiteres verkraftbar sind. Die Parteien des Kartells können
sich hierbei auf eine Rechtsprechung stützen, die einen der angeblich
unantastbaren Grundpfeiler der freiheitlichen demokratischen Grundordnung bereits
abgebrochen hat, nämlich den der Ausübung der gesetzlich garantierten
Opposition.
Zu den Besonderheiten
des propagandistischen Kampfes gegen die AfD gehört die gezielte
Falschbehauptung, die CDU sei eine konservativ-bürgerliche Kraft, so dass nach
wie vor zahlreiche Wähler, die hoffen, dem linken Weltrettungswahn gegensteuern
zu können, CDU wählen. Auch die Behauptungen in den sog. alternativen Medien,
in Sachsen und Thüringen hätten die Wähler mit Zweidrittelmehrheit für ein
konservativ-bürgerliches Lager gestimmt, sind inhaltlich falsch. Vielmehr ist
es so, dass ebendiese alternativen Medien daran beteiligt waren, die Wähler im
Sinne des CDU-Machterhalts bzw. Erwerbs zu täuschen. Die Betroffenen werden das
nicht gerne hören, aber bevor dieselben sich nicht vom oben schon erörterten
Wahn der US-Bündnistreue lösen, wird sich nichts ändern.
cc) Das BSW. Es liegen
nach den Wahlen im September 2024in
Brandenburg, Sachsen und Thüringen nunmehr erste praktische Erfahrungen mit dem
BSW vor. In allen 3 Bundesländern wird das BSW nach der Marginalisierung von
FDP, Grünen und Linken zur Mehrheitsbeschaffung benötigt, wenn man die AfD
weiterhin politisch außenvorhalten will. Hierbei zeigt es sich, dass die
zentrale Wahlaussage des BSW, nämlich kriegerische Handlungen mit Blick auf
Russland zu unterlassen und nach einem friedlichen Ausgleich zu suchen, gleich
nach dem Wahlausgang auf der Ebene der Länder unter die Räder gekommen ist. Es
muss sich erst noch zeigen, ob es der Bundesspitze des BSW gelingt, die
Landesverbände an die Kandare zu nehmen. Gelingt das nicht, kann das BSW seine
Chancen auf Bundesebene begraben. Es ist daher damit zu rechnen, dass vor allem
CDU und BSW durch tolldreiste Friedensfloskeln versuchen werden, die
offensichtlichen Gegensätze in Richtung Russland zu verkleistern.
Eine Friedens-Demo
am 3. Oktober 2024 im Tiergarten zu Berlin brachte angeblich 40.000 Männer und
Frauen auf die Beine. Selbst wenn es nur die Hälfte gewesen sein sollte, war es
ein seltsames Mixtum aus kommunistischen Machtpolitikern des BSW und ehemaligen
Grundsatz-Pazifisten. Ohne Sahra W., das Zugpferd, wären es vielleicht 400
gewesen. Man stelle sich vor, auch die AfD hätte aufgerufen, dann wäre
wenigstens der linke Gewalttäter-Mob auf der Straße gewesen. Doch es blieb
friedlich und die AfD fern.
(3) Die politische Lage bei der Kriegspartei Ukraine
Der Führer der Ukraine ist seit Mai 2024 nicht mehr als gewählter
Präsident im Amt, denn seine Amtszeit ist abgelaufen. Wohlmeinende retten sich
und ihn mit dem Scheinargument, dass auch die Abgeordneten des Parlaments, der
Zentralrada in Kiew, sich wg. der Kriegszeiten nicht erneut dem Wähler stellen
müssten. Nur hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, denn der Präsident der
Ukraine wird vom Volk direkt und nicht von der Rada gewählt.
In der Zeit seit dem
Nato-Gipfel in Washinton war Selenskyj an etlichen Treffen der Nato, der EU und
anderer europäischer Gremien persönlich beteiligt. Lediglich zum Treffen von
US-Präsident Biden mit Scholz, Starmer und Macron in Berlin war er nicht
zugelassen. Er hielt sich zu dieser Zeit im nahegelegenen Holland auf, um für
seinen Siegesplan zu werben, den er bereits wenige Tage zuvor dem Bundeskanzler
unter vier Augen erläutert hatte.
Die offizielle
Vorstellung des Siegesplans erfolgte dann wenige Tage später, am 16. Oktober
2024, vor der Rada in Kiew. Um nicht missverstanden zu werden: Dieses
ist expressis verbis ein Sieges- und keineswegs ein Friedensplan. Er soll mit
einer zweiten sog. Friedenskonferenz westlicher Partner durchgesetzt werden.
Von den Russen ist nicht weiter die Rede. Halten wir das im Hinterkopf, bevor
wir betrachten, was angestrebt wird: a) Der Krieg wird 2025 (siegreich) zu Ende
gehen. b) Der Waffen- und Finanznachschub aus dem Westen wird gesichert. c) Im
Gegenzug werden Rohstoffvorkommen und Industrieanlagen in einem geheim
gehaltenen Unterplan verwertet, auf gut deutsch: verpfändet oder verhökert. d)
Der für wahrscheinlich gehaltene Abzug der US-Amerikaner aus Europa wird
dadurch kompensiert, dass ukrainische Truppen in deren Positionen einrücken
(jaja, ganz richtig gelesen).
Es
fällt nicht leicht, die Vorschläge Selenskyjs ernst zu nehmen. Sie klingen so,
als würde hier ein strahlender militärischer Sieger Brosamen an die Alliierten
verteilen, indem er ihnen Bodenschätze und militärische Hilfe anbietet. Die Ukrainer
als Schutztruppen im westlichen Europa? Das klingt wie ein schlechter Scherz,
zumal es eine ernst zu nehmende ukrainische Armee derzeit nicht mehr gibt.
Wovon also redet dieser Mann? Er versucht verzweifelt nach einer
Möglichkeit, die europäischen Nato-Staaten in den Krieg mit Russland auf Teufel
komm raus hineinzuziehen, und das ist nicht gerade
neu. Bei Lichte betrachtet haben die Ukrainer nichts anzubieten. Die
militärische Lage, auf die ich sogleich zu sprechen kommen werde, lässt das
nicht zu.
(4) Die politische Lage der
Kriegspartei Russland
Die politische Führung in Russland
ist – entgegen immer wieder aufkommender Gerüchte in den westlichen Medien –
unangefochten und stabil. Allen westlichen Verhandlungsaufwallungen zum Trotz
vertritt eine Phalanx russischer Spitzenfunktionäre, dass es angesichts der
Kriegslage nichts zu verhandeln gäbe. Ihre Kriegsziele stünden fest und würden
derzeit erreicht: Inkorporierung der vier ex-ukrainischen Oblaste von Donjezk,
Lugansk, Cherson und Saporoshje, die Entmilitarisierung, Entnazifizierung und
Nato-Freiheit der Rest-Ukraine.
Im
Westen scheeläugig betrachtet, treiben die BRICS-Staaten, im Herbst im
russischen Kasan versammelt, ihre wirtschaftlichen und finanzpolitischen
Vereinbarungen voran. Die Zahl der Staaten die diesmal als Beobachter oder
Anwärter anwesend waren, ist Ausweis dafür, wie weit inzwischen die Attraktivität dieses
System der Entdollarisierung fortgeschritten ist. Wichtig für den neu
auflebenden Ost-West-Konflikt: Das Aufnahmegesuch der Türkei wurde nicht
angenommen, das finanzpolitisch bedeutsame Saudi-Arabien beschränkte sich auf
eine Beobachterrolle. Wichtig für den Ukraine-Konflikt: Der Krieg wurde als
eine russische Angelegenheit bezeichnet.
Zweiter Teil: Die Militärische Lage und die Manöver der
Geheimdienste
(1) Die Lage im Frontbogen
Es haben sich, wenn man sich erst
einmal an das stete langsame Vorrücken der russischen Armee in Richtung Dnjepr
gewöhnt hat, keine neuen Besonderheiten ergeben. Die Taktik des Vorgehens
bleibt stets dieselbe: Befestigte Plätze werden seitlich umgangen. Dies ist
deswegen möglich, weil die ukrainische Armee nicht mehr genügend viele Truppen
für den Aufbau einer durchgehenden Frontlinie à la Erster Weltkrieg besitzt.
Die Feuerüberlegenheit der russischen Armee ist erdrückend, so dass die in den
festen Plätzen konzentrierten ukrainischen Verbände und Einheiten von drei
Seiten aus zusammengeschossen werden können. Entsprechend hoch sind die Verluste,
die – übereinstimmend nach russischen und ukrainischen Angaben – nicht mehr
durch Ersatz ausgeglichen werden können.
Die
russischen Angriffsbewegungen konzentrieren sich auf das vollständige Besetzen
der vier für Russland reklamierten Oblaste. Andere großangelegte
Offensivabsichten sind nach wie vor nicht zu erkennen.
(2) Die Lage im Sack von Kursk
Am Sonntag, dem 4. August 2024, brach,
für die russische Seite offenbar überraschend, eine starke ukrainische
Militärkolonne über die russische Grenze hinweg in Richtung Kursk durch. In den
darauf folgenden Tagen wurde die Einbruchstelle auf mehrere Kilometer Breite
und Tiefe ausgedehnt. Kursk, die Hauptstadt des betreffenden, gleichnamigen
Oblasts wurde nicht annähernd erreicht – auch nicht auf Artillerieschussweite
–, obwohl die verbreiteten Siegesmeldungen zunächst anders klangen. Bereits
Mitte August 2024 wurden die Einbruchsstellen abgeriegelt. Die Kämpfe dort
dauern bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Anfang November 2024) an.
Über
den Sinn der ukrainischen Kursk-Kampagne ist alsbald mit Erbitterung gestritten
worden, vor allem auf der ukrainischen Seite und bei ihren westlichen
Verbündeten, nachdem die erste Euphorie eines scheinbaren großen Sieges
abgeklungen war. Der ukrainische Präsident sprach von einem Faustfand, das man
in Händen halte, um die Russen im Falle von Friedensverhandlungen im Wege des
Tausches zum Rückzug aus den besetzten Gebieten veranlassen zu können.
Dieses
Argument klang in dem Maße ab, wie es den Russen gelang, die eingedrungenen
Verbände einzuschnüren und wie auf dem Manöverschießplatz Fahrzeug um Fahrzeug,
Mann um Mann zu vernichten. Bilder, die aus diesem Kampfabschnitt an die
Öffentlichkeit drangen, ließen keinen Zweifel aufkommen, mit welcher brutalen
Konsequenz die Russen vorgingen. Kritiker aus den Reihen des höheren
ukrainischen Offizierskorps monierten bald öffentlich, dass die Führung hier
die letzten funktionstüchtigen Reserven verheizt habe, die nun an der Haupt-Verteidigungsfront
im Donbass an allen Ecken und Enden fehlen würden.
Dieser
Kritik schlossen sich auch bald die westlichen Unterstützer, vor allem aus
Großbritannien und den USA, an. Es wurde hinzugefügt, man sei von der
ukrainischen Offensive vollkommen überrascht worden. Diese Stellungnahmen
begegnen Glaubwürdigkeits-Bedenken. Diese verstärkten sich bis zur Überzeugung
vom Gegenteil, nachdem am 2. Oktober 2024 Berichte von der Vorplanung der
Kursk-Kampagne in die westliche Öffentlichkeit drangen. Hiernach wäre es so
gewesen, dass im Februar 2024 im Atlantic
Council die Idee des Einbruchs nach Russland entwickelt worden sei, weil
die beteiligten Experten, einschließlich von zwei Ex-US-Botschaftern aus Moskau
und Kiew, der Überzeugung Ausdruck verliehen hätten, ein plötzlicher Überfall
in Richtung Kursk unter Einschluss eines Angriffs auf das dortige Atomkraftwerk
werde die Herrschaft Putins zum Einsturz bringen. Vorausgesetzt, dass diese
Meldungen stimmen, lässt sich sagen, dass Prognosen dieser Art auf Wunschdenken
beruhten, denn nach meiner Einschätzung bewirkte das Eindringen auf russisches
Territorium beim russischen Volk das genaue Gegenteil des Gewünschten, nämlich
eine engere Anlehnung an die Kriegführung des russischen Präsidenten. Ich halte
zwar nicht viel von Spekulationen über die russische Seele, aber wenn sie
überhaupt je sichtbar wird, dann in Fällen wo das russische Vaterland in Gefahr
zu geraten droht. Ein Blick auf die Jahre 1941 ff. sollte Neugierigen zu denken
geben.
(3) Der Kampf in der Tiefe des
Raumes
Nach wie vor richten sich
Luftangriffe beider Kriegsparteien (Raketen, Drohnen und zusätzlich auf
russischer Seite Gleitbomben) gegen Einrichtungen der Energieversorgung und der
Flug- und Raketenabwehr. Über die Ergebnisse lässt sich kaum etwas
Verlässliches sagen. Unbestätigtem Vernehmen nach soll es in den Großstädten
Charkow und Kiew zu Rationierung von Strom und Wasser gekommen sein.
Nach
ukrainischen offiziellen Angaben gegenüber der EU und den Nato-Staaten sei die
Versorgung der gesamten restlichen Ukraine mit Elektrizität äußerst prekär.
Hinzu kommt, dass Russland angekündigt hat, die immer noch bestehenden
Lieferverträge für Erdgas über das Territorium der Ukraine, die zum Jahrsende
vertragsgemäß ausläuft, nicht zu verlängern.
Das
seit Kriegsbeginn im Frühjahr 2022 von
russische Sicherheitskräften besetzte Kernkraftwerk Saporoshje, das von der
russischen Rosatom betrieben wurde, ist seit geraumer Zeit heruntergefahren,
weil es in unregelmäßigen Abständen beschossen wird. Beide Seiten bezichtigen
einander hierfür der Täterschaft. Am 10. August 2024 haben zwei Drohnen eine
der Kühlanlagen getroffen und schwer beschädigt, so dass ein Brand ausgebrochen
ist. Die Lage des Kraftwerks wird zunehmend heikel. Von beiden Seiten, die wie
üblich auf einander zeigen, kommt nach meiner Beurteilung nur das Regime in
Kiew in Betracht.
Ähnliches lässt
sich für das russische Kernkraftwerk von Kursk feststellen. Einige
Kommentatoren behaupten, die Zerstörung des Kraftwerks sei das eigentliche Ziel
der ukrainischen Offensive Richtung Kursk gewesen, um durch Erzeugung einer
Großkatastrophe die russische Seite friedenswillig zu machen. Die im russischen
Fernsehen vorgeführten ukrainischen Kriegsgefangenen, die berichten, einen
entsprechenden Sabotageauftrag erhalten zu haben, erwecken Zweifel.
Zweifel wecken
auch die Meldungen im Oktober 2024 über angebliche Geheimgespräche zwischen
beiden Seiten, die mit dem Ziel geführt würden, die Anlagen der
Energieversorgung wechselseitig zu schonen. Die russische Seite widersprach
unverzüglich, etwas später auch der ukrainische Verteidigungsminister.
(4) Geheimdienstaktionen
Der Angriff auf die deutsch-russische Gaspipelines Nord Stream 1
und 2 in der Ostsee im September 2022 wurde von mir und einigen anderen
unverzüglich als US-amerikanische Sabotageaktion eingeschätzt. Dem hat im Laufe
das Jahres 2023 Mainstream mit einer märchenhaften Geschichte von einem aus dem
Ruder gelaufenen ukrainischen Sabotagekommando, das die Tat von Bord einer
Segelyacht namens Andromeda ausgeführt habe, widersprochen. Diese Annahme ist
fachlich so blödsinnig, dass es nicht lohnt, darauf einzugehen.
In diesen
Zusammenhang passt die Verlautbarung des CDU-Bundestagsabgeordneten Oberst a.D.
Kiesewetter, der so zitiert wurde, dass – selbst wenn die Sabotagetat eine
solche der Ukraine gewesen sein sollte – dies im Interesse Deutschlands
geschehen sei. Der Mann ist zuvor bereits mehrfach mit der Forderung in
Erscheinung getreten, die aus Deutschland zu liefernden Taurus-Marschflugkörper
für den Einsatz im Inneren Russlands freizugeben. Mir liegt ein Schreiben
deutscher Generalstäbler vor, die den Ex-Kameraden auffordern, auf den Boden
der Realität zurückzukehren. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.
Zurück
zu Nord Stream: Mitte Oktober 2024 ist die US-amerikanische Täterschaft durch
ein weiteres Detail bestätigt worden. Der bislang zum Schweigen
veranlasste Hafenmeister von Christiansø – vor Bornholm gelegen –, John Anker
Nielsen, sprach nunmehr öffentlich aus, was er aus eigenem Erleben weiß, dass
nämlich das US-amerikanische Sabotageschiff USS Kearsarge kurz vor den
Explosionen vor Ort war, wo es seine Navigationseinrichtungen abschaltete, und
dass zudem US-amerikanische Seestreitkräfte den Dänen mit Gewaltandrohung vom späteren
Tatort verscheuchten. Die Kearsarge ist eine schwimmende Sabotagefestung,
bestückt mit Flugzeugen und unbemannten U-Booten. Sie hatte vor dem Einsatz am
17. September 2022 in Gdynia (Gdingen) in Polen festgemacht. Empfehle den
US-deutschen Märchenerzählern von der ukrainischen Segelyacht, welche angeblich
den Angriff fuhr, mal einen Blick auf diesen Koloss aus Stahl zu werfen, damit
sie eine Ahnung von der Kriegs-Realität des US-Angriffs auf das
deutsch-russische Energie-Projekt bekommen.
Schluss: Die Aussichten
Die sog. Experten streiten zur Zeit, wie sich
der Wahlsieg von Trump auf den Ukraine-Krieg auswirken werde. Ich halte all
diese gelehrten Prognosen für Kaffeesatzleserei. Wir werden abwarten müssen.
Nur eine Sache erscheint mir realistisch: Die Atlantiker bei uns müssen sich
schleunigst neu ausrichten, sonst stehen sie plötzlich ohne Hintermann mit
beiden Beinen in einem Krieg gegen Russland, den Deutschland nicht gewinnen
kann.