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22.07.2021
Kalenderblatt der Dienste
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22. Juli 2021 – 145. Geburtstag des deutschen Agenten und
Journalisten Erich von Salzmann
Salzmann, Erich von (22.7.1876 Stettin-1941
?China), Reiseschriftsteller, Journalist, Agent. Anfang des 20. Jahrhunderts
preußischer Artillerieoffizier. Teilnehmer am Expeditionskorps zur
Unterdrückung des Boxer-Aufstandes in China. Am 1.1.1903, zu Ende seiner
Dienstzeit in Peking, zu Pferd Rückkehr nach Europa. Später in der Schutztruppe
von Deutsch-Südwest; 1904 dort verwundet. Befindet sich bei Ausbruch des Ersten
Weltkriegs in Argentinien. Reist von dort über Chile, Panama, New York, London
nach Deutschland. Als Hauptmann a.D. Wiederwendung bei einem Ersatztruppenteil
(Tätigkeit ungeklärt; 1918 in der Kriegspropaganda der Abteilung IIIb tätig). In den 1920/30er Jahren Korrespondent der
Frankfurter Zeitung in China; in dieser Zeit durch MI 5 verdächtigt, Resident
des deutschen Nachrichtendienstes zu sein; zudem verdächtigt, sowjetischer
Doppelagent zu sein. In den 1930er Jahren Repräsentant des Scherl-Verlages
(Presseunternehmen) in Großbritannien, bis ca. 1934, sodann Agent des
Nachrichtendienstes von Kurt Jahnke mit über 2500 Blatt eng beschriebener
Seiten der Berichterstattung über Großbritannien (von MI 5 erst nach dem Krieg
als Agent des Jahnke-Büros identifiziert), von dem er sich mit einem Brief vom
9.8.1939 aus England wegen der drohenden Kriegsgefahr abmeldet, eine Verbindung
nach Frankreich vereinbart und im Kriegsfall die weitere Verbindung über einen
Luigi Villari vorschlägt. Am 12.8.1939 aus England zusammen mit seiner Frau
abgereist. 18./19.4.1940 verlässt Berlin Richtung Peking. Seine Tochter, Mrs.
McQueen, wird nach Kriegsbeginn interniert und mehrfach vernommen; sie leugnet,
vermutlich wider besseren Wissens, von den Aktivitäten Ihres Vaters Kenntnis
gehabt zu haben.
19. Juli 2021 – 180. Geburtstag des deutschen
Langzeitagenten August Schluga Freiherr von Rastenfeld
Schluga Freiherr von
Rastenfeld, August (19.7.1841
Sillein/Zsolna [heute: Žilina/Slowakei]-1917Wiesbaden o. Brüssel), österreichischer
Offizier, deutscher Agent. 1859 Eintritt in das Infanterie-Regiment 27 als
Kadett, 1859 zum Leutnant befördert. 1863, als er nicht zum Generalstabsdienst zugelassen
wird, aus der Armee ausgeschieden. Ab Frühjahr 1866 zu den Preußen übergelaufen
und Agent der Politischen Polizei, später des Großen Generalstabs, eingesetzt
vor der Schlacht von Königgrätz, vor allem aber mit Erfolg im
deutsch-französischen Krieg. Wird als Journalist getarnt nach Paris geschickt,
auch in der Schweiz tätig (Agent Nr. 17; Deckname: Alfred August Akhorst). In
den 1880er Jahren–1893 Agent des AA und des Generalstabs (Deckname: August
Schluga-Petitpas), von der Schweiz aus gegen Frankreich operierend. 1912 in der
Führung vom neuen Chef der Abteilung IIIbMajor Walter Nicolai übernommen; im Ersten
Weltkrieg wieder von der Schweiz aus gegen Frankreich tätig. Seine Meldungen
1915/16 führen angeblich zum Entschluss Falkenhayns zur Offensive gegen Verdun.
Die Zusammenarbeit endet Ende 1916. Schluga kehrt über die Schweiz nach
Deutschland zurück, wo er (? in Wiesbaden) interniert wird, ggf. später in
Brüssel, wo er stirbt.
18. Juli 2021 – 100. Geburtstag des Kommando-Offiziers
und Ritterkreuzträgers Hellmuth von Leipzig; 125. Geburtstag des
Abwehroffiziers Franz Eccard von Bentivegni; 20. Todestag des britischen Geheimdienstoffiziers
Hugh Fraser
Leipzig, Hellmut von
(18.7.1921 Keetmanshoop/Südwestafrika-25.10.2016 Windhoek/Namibia),
Kommando-Soldat, zuletzt Leutnant d.R., Bruder von Konrad von L. 1937 per Schiff nach Deutschland zur
Ausbildung. Kriegsfreiwilliger, zur Panzertruppe eingezogen. 1941 zum
Afrikakorps, dort Fahrer des Generals Erwin Rommel-März 1943. Auf dessen Befehl
aus Tunesien ausgeflogen, Offiziersausbildung. Zur Grenadierdivision Brandenburg,
dort als Zugführer in der Panzeraufklärungsabteilung, 28.4.1945 an der
Ostfront Ritterkreuz. In sowjetische Kriegsgefangenschaft, dort zu 25 Jahren
Zwangsarbeit verurteilt. 1955 aufgrund der Adenauer-Initiative nach Deutschland
entlassen. Oktober 1956 Rückkehr nach Namibia. Dort Erwerb einer Farm.
Bentivegni, Franz Eccard von (18.7.1896-4.4.1958) Offizier, zuletzt Generalleutnant (30.1.1945). Im
Ersten Weltkrieg Artillerieoffizier. Nach dem Krieg in die Reichswehr
übernommen. Ab 1.3.1939 als Major/Oberstleutnant (1.4.1939)/Oberst (1.6.1941)
Chef der Abteilung III (Spionageabwehr) im Amt Ausland/Abwehr bis 15.9.1943,
versetzt in die Führerreserve, später Kommandeur der 170., dann 81.
Infanterie-Division bis März 1945, in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; 1950
als Kriegsverbrecher zu 25 Jahren Haft verurteilt; am 9.10.1955 in die
Bundesrepublik entlassen.
Fraser, Hugh (22.9.1921-18.7.2001),
britischer Geheimdienstoffizier. Studium in Oxford. Ab 1942 Kriegsdienst. 1943 SOE-Mitglied.
Versetzung nach Kairo, Studium des Neugriechischen. 1943-44 Verbindungsoffizier
zwischen Kairo und dem besetzten Kreta. Ab 1.6.1944 Einsatz auf Kreta
(Tarnname: Levtheri) (siehe Foto vom 2.6.1944). 1945 Einsatz in der SOE–Force 136 in Malaya. Nach dem
Krieg 1947 Wechsel in den Kolonialdienst (Uganda) und ab 1956 zum
Inlandsgeheimdienst MI 5. Dort in der Abteilung D (Gegenspionage) tätig. Seine
Informationen führen 1971 zur Ausweisung von 105 sowjetischen Diplomaten. 1977?
Ruhestand.
17. Juli 2021 – 150.
Geburtstag des Marinegeheimdienstlers Hans von Krohn
Krohn, Hans von (17.7.1871 Wilhelmshaven-),
Marineoffizier, zuletzt Korvettenkapitän (30.3.1908). Zu Beginn des Ersten
Weltkriegs als Korvettenkapitän a.D. reaktiviert. August-September 1914 dem
Admiralstab zugeteilt. Sodann bis Februar 1918 Marineattaché und Nachrichtenoffizier
an der deutschen Botschaft in Madrid. In diesen Funktion Liebesverhältnis mit
der französischen Witwe und Agentin Marthe Richard (15.4.1889 Blâmont-9.2.1982
Paris), die er seinerseits zu Agentenzwecken einzusetzen versucht. Als diese
ihn öffentlich bloßstellt, wird er schließlich abgelöst. Später andere
Verwendungen in Deutschland.
15. Juli 2021 – 110. Geburtstag des Landesverräters
Herbert Gollnow; 80. Jahrestag der Fahnenflucht des Wehrmachtssoldaten Heinz
Keßler; 140. Geburtstag des Marine-Geheimdienst-Offiziers August Lassen
Gollnow, Herbert (15.7.1911 Berlin-12.2.1943 ebd.,
hingerichtet), Nachrichtendienst-Offizier, zuletzt Oberleutnant. 1931 nach
Schulabschluss Reichsbahnbeamter. Nach 1933 Bewerbung im Auswärtigen Dienst,
1936 Mitglied der NSDAP. Im Frühjahr 1939 Leutnant der Luftwaffe; Studium an
der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Universität, dabei
Bekanntschaft mit Harro Schulze-Boysen; auf dessen Vermittlung ab Oktober 1941
beim Amt Ausland/Abwehr (Abwehr II), dort Referent für Luftlandetruppen und
Fallschirmspringer. Unterhält ein Liebesverhältnis zu Mildred Harnack; wird
dadurch zum Informanten der Gruppe um Arvid Harnack, ohne von dessen
Agententätigkeit zu wissen. Im Herbst 1942 bei der Fahndung nach der Roten
Kapelle verhaftet, am 19.12.1942 vom Reichskriegsgericht als Mitglied der Roten
Kapelle zum Tode verurteilt, in Berlin-Tegel erschossen.
Keßler, Heinz (26.1.1920 Lauban/Schlesien-2.5.2017 Berlin),
Offizier, zuletzt Armeegeneral (3.12.1985), sowjetischer Agent.
Maschinenschlosser. 1940 zur Wehrmacht eingezogen. 15.7.1941 an der Ostfront
zur Roten Armee übergelaufen. Dezember 1941 Umschulung zum Kommunisten, 1942-45
als Beeinflussungs- und Sabotageagent tätig, auch Mitglied des NKFD. 1945
Rückkehr nach Deutschland, SBZ, Eintritt in die KPD, bis 1950 Spitzenfunktionen
in der FDJ, sodann Spitzenverwendungen bei den bewaffneten Organen, später NVA,
zuletzt 1985-89 Minister für nationale Verteidigung der DDR. 17.11.1989
Rücktritt, 15.12.1989 pensioniert.
Lassen, August
(15.7.1881-), Marineoffizier, zuletzt Fregattenkapitän (11.12.1920). 1914
Kapitänleutnant im Admiralstab. November 1914 Nachrichtenoffizier in Antwerpen
(ggf. Deckname: Leis o. Leise); dann (?1915) in Libau [diese Bezeichnung in der
Ehrenrangliste der Marine ist vermutl. eine Chiffre für das Unternehmen Libau
von N, die Belieferung der Aufständischen von Irland im Frühjahr 1916 mit
Waffen mit Hilfe eines beschlagnahmten britischen Schiffs betreffend]. Dezember
1916-Ende 1918 Dezernent in der Nachrichtenabteilung N des Admiralstabs,
hierbei März 1917-Ende 1918 Leiter des Dezernats IV (Sabotage); vernichtet in
dieser Funktion im November 1918 die einschlägigen Akten des Admiralstabs.
24.11.1919 a.D.
13. Juli 2021 –
140. Geburtstag des polnischen Agenten Karl Englisch
Englisch, Karl, Prof. (13.7.1881 Wien-15.4.1945
Stein a.d.Donau/Niederösterreich, hingerichtet), österreichischer Gymnasiallehrer,
polnischer Agent. Am 12.4.1943 als Mitglied in einem polnischen Spionagering
von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich behandelt (siehe Bild). 22.2.1945 wg.
Landesverrats und Spionage vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
Im April 1945 zu Fuß von Wien nach Stein verlegt, dort zusammen mit 43 anderen
Verurteilten erschossen.
12. Juli 2021 – 130. Legenden-Geburtstag der Komintern-Agentin
Lydia Westermann-Rabinowitsch-Pohl
Westermann, Lydia, geb. Rabinowitsch,
Dr.phil. (ВестерманнЛидияРабинович) (12.7.1891
St. Petersburg-23.2.1948 Moskau), kommunistische Spitzenfunktionärin, Komintern-Agentin
(Deckname: Käthe Pohl, ПольКете). Die
Tochter
einer begüterten Familie studiert und promoviert
in St. Petersburg während des Ersten Weltkriegs, wird zudem Mitglied der
Bolschewiki. Mit dem sowjetischen Agenten August Kleine (Klarname: Samuel
Guralskij) verheiratet, dessen Auftrag es ist, Deutschland zu revolutionieren,
geht sie 1920 nach Deutschland und wird dort eine der entscheidenden Figuren in
der KPD, 1922-24 Sekretärin des Polbüros. 1923 Scheidung von August Kleine,
Lebensgefährtin von Emil Höllein, sodann Heirat mit Hans Westermann in Hamburg.
Dort Leiterin der Roten Hilfe. 1933 Flucht in die Sowjetunion, dort Angestellte
o. Funktionärin der Komintern. 1936 vorübergehend in Haft. Während des
deutsch-sowjetischen Krieges am Institut 99 (Führer-Schule der KPD) und an der
Antifaschule in Krasnogorsk tätig. Im Frühjahr 1941 vom RSHA in der
Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: Westermann, Lydia, geb.
Rabinowitsch, Dr.phil., *12.7.1891 St. Petersburg, Deckname: Käthe Pohl, W169,
RSHA IVA2, Stapo Hamburg.
11. Juli 2021 – 70. Geburtstag des russischen Geheimdienstfunktionärs
Nikolaj Patruschew
Patruschew, Nikolaj Platonowitsch (ПатрушевНиколай Платонович) (11.7.1951 Leningrad-),
russischer Geheimdienstfunktionär, zuletzt Armeegeneral. 1974 Abschluss eines
Studiums für Schiffbau in Leningrad, dann vom KGB übernommen. 1992-94 Minister
für Sicherheit in der Republik Karelien, zugleich Leiter der dortigen
Verwaltung des FSK. 1994-98 in leitenden Funktionen beim FSB, 1998 Ernennung
zum Leiter der Hauptverwaltung Kontrolle bei der Präsidialverwaltung, ab August
1998 stellvertretender Chef der Präsidentenadministration. Im Oktober 1998
stellvertretender Direktor des FSB, Leiter der Abteilung Wirtschaftsschutz.
1999 Beförderung zum 1. Stellvertretenden Direktor des FSB, ab 17.8.1999
Direktor des FSB-12.5.2008; sodann Sekretär des Sicherheitsrats der Russischen
Föderation.
10. Juli 2021 – 90. Geburtstag des MfS-Funktionärs
Manfred Pierschel
Pierschel, Manfred (10.7.1931 Oberneuschönberg-2001),
MfS-Offizier. 1952 Einstellung beim MfS, in verschiedenen Funktionen. 1964
Leiter der Abteilung VII (MdI/DVP) der BV Karl-Marx-Stadt, 1975 dort
Stellvertreter Operativ. 1981 Offizier für Sonderaufgaben der Objektverwaltung
Wismut. 1982 Stellvertreter Operativ der BV Karl-Marx-Stadt und Leiter der
Objektverwaltung Wismut. 1986 Leiter der Abteilung XIV (U-Haft, Strafvollzug)
der BV; bis 1989/90: Entlassung (MfS-Gehaltsliste: 100731428230;14;14;00;;PIERSCHEL,
MANFRED:;;;36000,00).
9. Juli 2021 – 120. Geburtstag der Komintern-Agentin
Martha Globig
Globig, Martha, geb. Jogsch, später verh.
Globig-Tschan-ten-de (russ. Namenszusatz: Eduardowna; ГлобигМартаЭдуардовна) (9.7.1901 Kiel-Garden-21.3.1991
Berlin), kommunistische Funktionärin, Komintern-Agentin. 1919 Gründungsmitglied
der KPD, bis 1921 im Apparat des ZK der KPD. 1922-24 Mitarbeiterin der
Handelsvertretung der Sowjetunion in Berlin, dem legalen Dach für die
konspirative Zersetzung Deutschlands. 1924-31 illegale Tätigkeit für die OMS
der Komintern in Bremen und Leipzig, sodann Ausreise in die Sowjetunion.
1933-35 Mitarbeiterin des Institutes für Geschichte der Kommunistischen
Akademie, 1935-37 Mitarbeiterin in der VEGAAR; 1936 wegen Propagierung
trotzkistischer Auffassungen und antileninistischer Verzerrung der
Parteigeschichte aus der KPdSU(B) ausgeschlossen, am 30.11. o. 5.12.1937
verhaftet, am 28. o. 29.12.1937 zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Wird im
Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: RSHA
IVA1. Trennt sich 1943 von ihrem Ehemann Fritz Globig. Arbeitet nach ihrer
Entlassung 1947 in der Schuhfabrik in Karaganda. Am 15.12.1956 in die DDR
ausgereist. Lebt bis zu ihrem Tode in Ost-Berlin als Arbeiterveteranin (Foto
von 1988).
8. Juli 2021 – 40. Todestag der sowjetischen
Geheimdienst-Funktionärin Ruth Stolz
Stolz, Ruth (23.3.1904 Hamburg-8.7.1981 Ost-Berlin), deutsche Kommunistin,
sowjetische Geheimdienst-Funktionärin. 1929 KPD. 1935 Asyl in der Sowjetunion.
Arbeit im Verlag für fremdsprachige Literatur. 1941 freiwillige Meldung zur
Roten Armee, seit 1942 als Offizier in der politischen Aufklärungsarbeit im
Stab der 1. Ukrainischen Front tätig. Nimmt am Vormarsch bis Prag teil. Dort
nach dem Krieg eingesetzt. 1954 Rückkehr nach Deutschland. Mitwirkung an der Herausgabe
der Werke Lenins und dann der von Marx und Engels.
7. Juli 2012 – 80. Todestag des
Nachrichtendienst-Offiziers und Landesverräters Günther Rudloff
Rudloff, Günther (10.4.1892 in Alt-Bertkow
/Oberschlesien-7.7.1941 Berlin-Tegel, Selbstmord), Offizier, polnischer Agent,
auch sowjetischer Agent(?). Im Ersten Weltkrieg Kavallerieoffizier. Ende der
1920er Jahre als Hauptmann(?) bei der Abwehrstelle des Wehrbereichskommandos
III (Berlin); unterhält in dieser Funktion enge private Kontakte zum polnischen
Geheimdienst-Residenten Georg Sosnowski. Nach Aufdeckung von dessen
Spionagering 1934 in Untersuchungshaft; es gelingt Rudloff, seine Kontakte als
dienstlich erwünscht darzustellen. Daraufhin Rehabilitation und (1.3.1935)
Beförderung zum Major; ab Juni 1938 unter Beförderung zum Oberstleutnant
Übernahme in das Amt Ausland/Abwehr. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und
nach Auswertung der von einem Frontaufklärungskommando erbeuteten Akten des
polnischen Militärgeheimdienstes Verhaftung wegen Spionageverdachts; Selbstmord
in der Militärhaftanstalt Berlin-Tegel. (Auf dem Bild 2. v.li., daneben die Mitagentin Benita von Falkenhayn und der polnische Führungsoffizier von beiden, Jerzy Sosnowski).
6. Juli 2021 – 80. Geburtstag des MFS-Funktionärs Bernd
Kaufmann
Kaufmann, Bernd, Dr.jur., Dr.sc.phil.
(6.7.1941 Zella-Mehlis-), MfS-Offizier. Nach Abitur und Militärdienst Studium
1961-65 zum Diplom-Juristen an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Seit 1963 IM
des MfS. 1965 Einstellung beim MfS, HVA-Abteilung III (legal abgedeckte Residenturen).
1981 Abteilung VII (Auswertung/Information) der HVA, 1982 stellvertretender
Leiter der Abteilung. 1986 Leiter der HVA-Schule; bis 1990: Entlassung. | Mitautor
von: Bernd Kaufmann/Eckhard Reisener/Dieter Schwips/Henri Walther: Der
Nachrichtendienst der KPD 1919-1937. Berlin 1993.
5. Juli 2021 – 50. Todestag der britischen
Geheimdienst-Residentin Elizabeth Wiskemann; 80. Todestag des Komintern-Agenten
Willi Gall
Wiskemann, Elizabeth (13.8.1899 Chelsea-5.7.1971),
britische Journalistin, Nachrichtendienst-Mitarbeiterin. Geschichtsstudium in
London und Cambridge, 1926 Promotion zum Dr. phil. Sodann Journalistin, seit
1930 als Korrespondentin in Deutschland. Juli 1936 nach kurzer Haft
ausgewiesen. Ab Januar 1940 für die Political Warfare Executive in der Schweiz;
in dieser Funktion u.a. Führungsoffizierin des deutschen Vielfachagenten
Heinrich Pfeifer.
Gall, Willi (3.10.1908
Falkenstein/Vogtland-25.7.1941 Berlin-Plötzensee, hingerichtet),
kommunistischer Funktionär, Komintern-Agent. Lehre als Dreher. 1929 Eintritt in
die KPD. Funktionär in der Unterbezirksgruppe Zittau. 1933 Flucht in die
Tschechoslowakei, bei der sog. Grenzarbeit mehrfach Einreise nach Deutschland.
1938/39 in Dänemark. Von dort imAugust
1939 illegale Einreise nach Berlin. Versucht dort, Verbindungen wiederaufzubauen.
Hierbei im Dezember 1939 festgenommen. Zum Tode verurteilt und hingerichtet.
4. Juli 2021 – 100. Geburtstag des
Geheimdienst-Informanten Fritz Hohm; 165. Geburtstag des Raswjedka-Offiziers
Wladimir Roop; 135. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Funktionärs
Hermann Schmidt; 115. Geburtstag des deutsch-sowjetischen Doppelagenten Wilhelm
Trapp
Hohm, Fritz (4.7.1901 Weinheim/Bergstraße-), Inhaber
eines Privatarchivs, Geheimdienst-Informant. 1922-25 Studium an der
Ingenieurschule Mannheim, ohne Abschluss. 15.6.1925 Anstellung bei den
Junkerswerken in Dessau. 1.10.1926 Angestellter im Heereswaffenamt, dort am
31.10.1931 fristlos entlassen wg. Mitnahme von geheimen Zeichnungen in seine
Wohnung. Gründet sodann das Weltflugarchiv Fritz Hohm; sammelt weltweit
Firmenunterlagen und gibt solche heraus. Kontakte zur Abwehrabteilung im
Reichswehrministerium und bezahlter Informant des BB-Apparat, bis etwa 1934.
6.9.1935 nach einer misslungenen Provokation durch den Gestapo-V-Mann Rudolf
Schüllenbach festgenommen. Vom Volksgerichtshof wg. landesverräterischer
Fälschung am 25.11.1937 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Anschließend Haft
im KZ Oranienburg.
Roop, Wladimir Christophorowitsch (Владимир
Христофорович Рооп) (4.7.1856-30.11.1929 Paris), russischer Offizier, zuletzt
Generalleutnant (15.11.1913). 1896-1900 in der Zentrale der russischen
Raswjedka. 1900-05 Militärattaché in Wien; in dieser Funktion 1903 Erstkontakt
des anonymen Selbstanbieters Alfred Redl zur Raswjedka. Sodann in anderen
militärischen Funktionen. 1917 Leiter der russischen Militärmission in den
USA. Während des Bürgerkrieges in der Armee Koltschak. Danach Exil in
Frankreich; in Paris verstorben.
Schmidt, Hermann (russ. Namenszusatz: Genrichowitsch
[= Sohn von Heinrich]; Шмидт ГерманГенрихович) (24.7.1886 Jätschau b. Glogau-? 1938 o. 1939
Sowjetunion), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. Metallarbeiter in
Berlin, 1907 Mitglied der SPD, 1918 der USPD, 1920 der KPD. In den 1920er
Jahren Mitglied im AM-Apparat (Deckname: Andre Berrat). 1933 illegale
Aktivitäten in der KPD in Deutschland, wg. drohender Verhaftung am 14.6.1934 in
die Sowjetunion geflohen. Dort im Januar 1937 verhaftet. 1938 oder 1939 im
Gulag ums Leben gekommen.
Trapp, Wilhelm (ВильгелмТрапп) (4.7.1906 Saarbrücken-9.1.1974
Saarbrücken), deutscher Kommunist, sowjetisch-deutscher Doppelagent. Anfang der
1930er Jahre Mietwagenunternehmer in Saarbrücken. Emigriert im Januar 1935 nach
Frankreich, weil er befürchtet, als Kommunist festgenommen zu werden. Sodann Weiterreise
in die Sowjetunion. Dort Arbeiter, sowjetische Staatsbürgerschaft. 1936
Interbrigadist im spanischen Bürgerkrieg. Februar 1939 Flucht nach Frankreich,
interniert im Lager Cyprien; auf Intervention der Sowjetbotschaft Ausreise in
die Sowjetunion. Arbeiter in Alexandrowsk. 16.-Ende Juli 1941 in der
Komintern-Schule in Puschkino, sodann bis Mitte Mai 1942 auf einer Schule der
GRU, Ausbildung zum Fallschirmagenten. Am 18./19.5.1942 bei
Insterburg/Ostpreußen zusammen mit Wilhelm Freund und Walter Gersmann
abgesetzt. Trapp wird alsbald von der Gendarmerie verhaftet und dient in der
Folgezeit als Gestapo-Agent. Im Gegensatz zu den meisten anderen
Fallschirmagenten überlebt er den Zweiten Weltkrieg und arbeitet später erneut
in seiner Heimatstadt Saarbrücken als Taxiunternehmer.
2. Juli 2021 – 125. Geburtstag
des britischen Commandos-Offiziers Colin Gubbins; 60. Todestag des
US-amerikanischen Schriftstellers und Kriegsverbrechers Ernest Hemmingway
Gubbins, Sir Colin McVean (2.7.1896-11.2.1976),
britischer Offizier, zuletzt Generalmajor. Sohn eines Konsulatsbeamten. 1913
Royal Military Academy in Woolwich. Im Ersten Weltkrieg Einsatz als
Artillerieoffizier in Frankreich. 1918-19 Adjutant und
Nachrichtendienstoffizier unter General Ironside, dem Oberkommandierenden der
britischen Expeditionsstreitkräfte in Archangelsk/Nordrussland (Archangel
Expeditionary Force – AEF). 1919-20 Einsatz gegen die Irish Republican Army (IRA).
In den 1920er Jahren Dienst in Indien. In den 1930er Jahren Arbeit für das
Polen- und das Russlandreferat des militärischen Geheimdienstes (MID) im
Kriegsministerium. Januar-August 1939 Mitarbeiter der Forschungsabteilung (R =
Research) des Empire-Generalstabes GS (R). In Zusammenarbeit mit Major Holland
Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen für die britische
Guerillakriegführung (The Art of Guerilla Warfare und Partisan
Leaders' Handbook). Im August 1939 Stabschef der britischen Militärmission
in Polen unter General Sir Carton de Wiart, die den Briten die Möglichkeiten
und Erkenntnisse der polnischen Enigma-Entschlüsselung zugänglich macht. April 1940 Kommandeur so genannten
„freien Kompanien“ (Combined Operations/Commandos) bei der Norwegen-Operation
der britischen Streitkräfte. Danach 1940-46 in der SOE, zunächst 1940-43 Chef
der Ausbildungs- und Operationsabteilung SO 2. 1943-30.6.1946 Chef der SOE.
Hemingway, Ernest Miller (21.7.1899-2.7.1961
Ketchum/Idaho/USA, Selbstmord), US-amerikanischer Reporter, Schriftsteller,
freier OSS-Mitarbeiter, Kriegsverbrecher. Während des Ersten Weltkrieges
Einsatz als Sanitäter, später Infanterist in Italien. Danach Journalist u.a.
beim Toronto Star. 1929 Publikation A Farewell to Arms (In einem
anderen Land), einer Reflexion der Kriegserlebnisse. Das Gefühl, einer verloren
Generation (lost generation) anzugehören, prägt Leben und Werk. 1936
Sammelaktion für die spanische Republik. Publikation Schnee auf dem
Kilimandscharo. 1937 Spanienreise im Auftrag der NANA (North American
Newspaper Alliance). 1938 Publikation The Fifth Column (Die fünfte
Kolonne) und 1939 Wem die Stunde schlägt. 1942-44 Fahrten mit seiner
Yacht Pilar als U-Bootfalle und -jäger. 1943 Mit seiner Frau Martha als
Kriegsberichterstatter und OSS-Mitarbeiter auf den asiatischen
Kriegsschauplätzen unterwegs. 1944 London, danach Teilnahme an der
Hürtgenwald-Offensive. Begeht (offenbar aus Mordlust) zahlreiche
Kriegsverbrechen an deutschen Gefangenen, die er aus kurzer Distanz mit seinem
Colt erschießt. Es sind Verbrechen, die er selbst in seinen Briefen genüsslich beschreibt.
1945 Rückkehr nach Cuba. 1954 Nobelpreis für Literatur.
30. Juni 2021 – 140. Geburtstag des Nachrichten-Offiziers
Fritz Crato; 40. Todestag des als sowjetische und US-amerikanische
Abschöpfquelle benutzten Nationalökonomen Otto Donner
Crato, Fritz (30.6.1881 Lüneburg-29.5.1960 Minden),
Offizier, zuletzt Generalmajor (1.6.1942). 18.8.1902 Ernennung zum Leutnant.
1.4.1913 als Oberleutnant zum Großen Generalstab kommandiert, Sektion IIIb.
Nach Kriegsbeginn als Nachrichtenoffizier an der Ostfront, zunächst im
Landwehrkorps von Woyrsch, ab November 1914 NO der Armeegruppe von Woyrsch;
?bis September 1916. Sodann Generalstabsoffizier in Infanteriedivisionen. Im
Krieg zuletzt beim Generalstab des Generalgouverneurs von Antwerpen. Nach dem
Krieg Major bei der Reichswehr. 1.4.1924-1.2.1929 Referent in der Abteilung T 3
(Fremde Heere). 1.6.1932 verabschiedet. 1.4.1936-31.7.1942 wiederverwendet in
der Wehrmacht.
Donner, Otto, Prof. Dr.rer.pol. (22.4.1902
Berlin-30.6.1981 Washington DC/USA), Nationalökonom, sowjetische und
US-amerikanische Abschöpfquelle. 1925-33 Institut für Konjunkturforschung,
Berlin. 1933/34 Institut für Weltwirtschaft an der
Universität Kiel, 1935-1937 Statistisches Reichsamt, 1938-1939
Reichsaufsichtsamt für das Kreditwesen, Heirat mit der Nichte von Mildred
Harnack, Jane Esch (1916-1994). 1940-1943 in der Behörde Beauftragter für den
Vierjahresplan; zugleich Quelle (Decknamen: Iks (= X), der Anonyme) des
Agenten Arvid Harnack. 1952-56 Alternative Executive
Director für die Bundesrepublik (anfangs auch für Jugoslawien) beim
Internationalen Währungsfonds, 1954-68 Executive Director für die
Bundesrepublik bei der Weltbank: die gleiche Funktion übt er auch aus 1956-58
bei der International Finance Organization und ab 1960 bei der International
Development Association.
29. Juni 2021 – 80. Geburtstag der MfS-Agentin, Terroristin
und Grünen-Politikerin Brigitte Heinrich; 90. eburtstag des MfS-Führungsoffiziers Alfred Völkel
Heinrich, Brigitte
(29.6.1941 Frankfurt am Main-Dezember 1987), Journalistin, Politikerin,
Agentin. 1966/67 Pressereferentin des SDS. In den 1970er Jahren Präsidentin des
Studentenparlaments und Lehrbeauftragte an der Universität Frankfurt; zugleich
enge Kontakte zu verschiedenen terroristischen Gruppen. Zusammenarbeit mit dem
linken Enthüllungsautor Jürgen Roth. 1974 wg. illegaler Einfuhr von Waffen und
Sprengmitteln festgenommen; kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen aus der
Untersuchungshaft entlassen; 1980 zu einer Haftstrafe von einem Jahr und neun
Monaten verurteilt, die sie 1983/4 im offenen Vollzug verbüßt. Ab 1980
Mitarbeiterin der Berliner tageszeitung (taz); zugleich ab 1982 Agentin
der Hauptabteilung XXII (Terrorismusabwehr) des MfS (IM Beate Schäfer); geworben
durch ihren Lebensgefährten und späteren Instrukteur und Kurier, Klaus Croissant.
1984 Wahl für die Partei Die Grünen ins Europa-Parlament; dort bis zu
ihrem Tod als Quelle des MfS tätig; berichtet umfassend aus der Redaktion der taz,
dem Europaparlament und der Partei Die Grünen.
Völkel,
Alfred
(29.6.1931 Dresden-), MfS-Offizier (OibE 18556/60, E). Führt unter der Tarnung
eines Ministerratsmitarbeiters Krüger 1970-90 den SPD-Spitzenmann Karl Wienand
als MfS-Agenten. Im Strafprozess gegen Wienand 1995/96 sagt Völkel als Zeuge
aus, Wienand sei lediglich eine Abschöpfquelle gewesen, was durch andere ehemalige
MfS-Offiziere nicht bestätigt wird (im Bild Völkel mit Karl Wienand [re.] bei dessen Strafverfahren).
27. Juni 2021 – 60. Todestag des sowjetischen
Geheimdienst-Funktionärs Alexander Korotkow; 75. Todestag des ungarischen
Geheimpolizisten Petér Hain
Korotkow, Alexander Michajlowitsch (Коротков
Александр Михайлович) (22.11.1909 Moskau-27.6.1961 ebd.), sowjetischer
Geheimdienstfunktionär (Decknamen: Wassilij Berger; Alexander Erdberg; Oberst
Alexandrow, Oberst Michailow). Russe, geboren in Moskau. 1927 nach
Schulabschluss Ausbildung zum Elektromonteur. Mitarbeiter des sowjetischen
Auslandsgeheimdienstes (INO) seit Ende 1928. 1929 (zum Legendenaufbau?) Lektor im Moskauer Verlag Geograski. In
den 1930er Jahren Einsätze in Österreich, Frankreich und Deutschland. Hierbei
gibt sich Korotkow als Wassilij Berger
aus, später tritt er gegenüber seinen Agenten auch unter den Decknamen Karl
Kaufmann und Oberst Alexandrow auf. Seit 1935 unter dem Namen Alexander Erdberg
als Resident der INO in der sowjetischen Handelsmission in Berlin tätig; er hat
bevorzugten Anteil am Aufbau des Spionagenetzes um Arvid ®Harnack. 1938 Rückkehr in die
Sowjetunion und aus dem NKWD ausgeschlossen. Auf Anweisung von Lawrentij Berija
jedoch reaktiviert und seit 1940 stellvertretender INO-Resident an der
sowjetischen Botschaft in Berlin. Bis Juni 1941 erneut Führungsoffizier von
Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen sowie von Willy Lehmann (Breitenbach).
Nach der Rückkehr nach Moskau, ab August 1941 Leiter der 1. (Deutschland)
Abteilung der INO. 1943 getarnt als Oberst Michajlow in Afghanistan und
Teheran, wo er deutsche Agentennetze liquidieren soll, 1944 in Polen und
Rumänien.Ab Mai 1945 Resident des NKGB
in Berlin (unter der Legende eines stellvertretenden politischen Beraters des
Chefs der SMAD). 1946 Rückkehr nach Moskau, als Chef der Verwaltung Illegale
Aufklärung Leiter der Operationen mit Illegalen beim MGB. Im Mai 1953 zum
kommissarischen Chef der sowjetischen Auslandsaufklärung ernannt, ab 17. Juli
1953 jedoch wieder Leiter der Verwaltung S (Illegale Aufklärung) des MGB,
später KGB; in dieser Funktion 1954 Befrager von Otto John. Ende 1956 zusammen
mit Iwan Serow in Ungarn, wo mehr als 7000 aktive Teilnehmer des
Volksaufstandes verhaften werden. Im Rahmen dieser Operationen lässt er den
ehemaligen ungarischen Premier Imre Nagy nach Rumänien verschleppen, dort wenig
später offiziell verhaften und bringt diesen dann nach Ungarn, wo Nagy 1958
hingerichtet wird. Herbst 1957-Juni 1961 ist Korotkow Resident des KGB in
Ost-Berlin; stirbt am 27.6.1961 bei einem Aufenthalt in Moskau, als ihm beim
Tennisspiel mit GRU-Chef Iwan Serow eine Schlagader platzt.
Hain, Péter (31.5.1895
Nagykaroly-27.6.1946 Budapest, hingerichtet), ungarischer Polizeibeamter. Seit
1918 bei der Kripo in Budapest. 1924-38 Leiter der politischen Ermittlungsgruppe,
1938-40 Leiter der für die persönliche Sicherheit des Reichsverwesers
zuständigen Ermittlungsgruppe.Erster
Leiter des am 28. März 1944 aufgestellten landesweit tätigen
Staatssicherheitsdienstes (Állambiztonsági Rendészet); im Juni 1944 wegen
rechtswidriger Vorkommnisse abgelöst. Nach dem Putsch der Pfeilkreuzler am
16.10.1944 erneut Leiter der ungarischen
Staatspolizei. Flieht Ende 1944 über Westungarn nach Österreich, wo er enttarnt
und festgenommen wird. Nach Auslieferung nach Ungarn dort wg. der engen
Zusammenarbeit mit den Deutschen als Kriegsverbrecher hingerichtet.
26. Juni 2021 – 120. Geburtstag der französischen
Führungsoffizierin des deutsch-österreichischen Abwehr-Spitzenmannes Erwin
Lahousen; 80. Todestag des Kommando-Offiziers Hans-Wolfram Knaack
Bihet, Louise Madeleine, geb. Richou (26.6.1901
Saint-Lys/Haute-Garonne-11.8.1887 Montpellier/Hérault), französische
Nachrichtendienst-Mitarbeiterin. In den 1930er Jahren Sprachlehrerin in Wien;
lernt 1933 bei dieser Gelegenheit den Offizier Erwin Lahousen kennen, mit dem
sie fortan eng befreundet bleibt. 1938-43 Agentin bzw. Mitarbeiterin des SR
(Deckname: Mad); Abdeckung als Mitarbeiterin eines Reisebüros; führt in dieser
Eigenschaft, 1938 von Berlin, 1940 von Budapest aus Lahousen und dessen
Landsmann Kurt Fechner als wichtigste Quellen. Sommer 1945 Rückkehr nach Paris,
sodann nach Deutschland und nach Österreich als Majorin des SR. Erneute enge
Kontakte zu Lahousen.
Knaak, Hans-Wolfram (4.7.1914 Ma-26.6.1941
Dünaburg/Sowjetunion, gefallen), Offizier, zuletzt Rittmeister (posthum). Nach
dem Abitur Beginn eines Studiums in Königsberg. Von der Universität relegiert,
nachdem er sich geweigert hatte, seine Studentenverbindung aufzulösen. 1934
Eintritt in die Wehrmacht als Offiziersanwärter. 1937 Leutnant. Seit Ende 1939
als Oberleutnant Kompaniechef im Bataillon bzw. Regiment Brandenburg. Zu Beginn
des Russlandfeldzuges beim Kommandounternehmen zur Erstürmung der Dünabrücken
bei Dünaburg gefallen. Am 3.11.1942 posthum mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.
25. Juni
2021 – 140. Geburtstag des britischen Spitzendiplomaten und Organisator eines nach
ihm benannten semi-staatlichen Geheimdienstes Sir Robert Vansittart
Vansittart, Robert Gilbert, Sir, ab 3.7.1941:
Lord, 1. Baron of Denham (25.6.1881 Farnham/Surrey/England-14.2.1957
Denham/Buckinghamshire/England), britischer Diplomat. Studium in Eton. 1902
Eintritt in den britischen diplomatischen Dienst, hierin vor dem Ersten
Weltkrieg etliche Auslandsstationen. 1919/20 bei der Friedenskonferenz in
Paris. Privatsekretär von Lord Curzon als Leiter der Amerika-Abteilung in
Foreign Office. Privatsekretär der Premierminister Stanley Baldwin und Ramsay
MacDonald. 1929-38 ständiger Unterstaatssekretär im Foreign Office; betreibt
als strikter Gegner Deutschlands einen gegen dieses gerichteten sog. privaten
Nachrichtendienst, dem vor allem der ehemalige Offizier Malcolm Christie, der
Literaturprofessor T.P. Conwell-Evans, der Industrielle Arthur Pimrose Young
und der Emigrant Klop Ustinov sowie der deutsche Diplomat Wolfgang zu Putlitz
als führende Mitglieder angehören, die ihrerseits weitverzweigte Spionagenetze
betreiben. Daneben ist er ein eifriger Förderer von MI 6, vor allem von dessen
halboffiziellen Z-Netzwerk, das von Colonel Claude Dansey von der Schweiz aus
betrieben wird. Vansittart gibt seine Inforationen auch an
Nicht-Regierungsmitglieder, vor allem Winston Churchill weiter. Überwacht zudem
mit Hilfe von MI 6 die privatdienstliche Korrespondenz des Premiers Neville
Chamberlain mit dem französischen Premierminister Dadalier. 1938-41
Außenpolitischer Chefberater der britischen Regierung; veranlasst die britische
Regierung, zu Kriegsbeginn ein Propagandakomitee mit hochrangigen deutschen
Exilanten, wie Otto Rauschning und Otto Strasser, zu gründen; betreibt hiermit
intensive antideutsche Propaganda, die im Herbst 1940 auch von BBC als
Radioprogramm verbreitet wird.
24. Juni 2021 – 84. Geburtstag des von 10 Jahren
verstorbenen Überläufers Hansjoachim Tiedge
Tiedge, Hansjoachim, Dr.jur.
(1988),
(24.6.1937 Berlin-6.4.2011 bei Moskau), Nachrichtendienstmitarbeiter,
Überläufer. Seit 15.9.1966 im Dienst des Bundesamtes für Verfassungsschutz, in
der Abteilung IV (Spionageabwehr) tätig, außer in den Jahren 1976-79 (Abteilung
V, Sicherheitsüberprüfungen); seit 28.1.1982 Leiter der Referatsgruppe
Nachrichtendienste der DDR in der Abteilung IV (Spionageabwehr). Tiedge läuft
am 19.8.1985 in die DDR über, wo er umfangreiche Aussagen macht. 1988 promoviert
er mit einem Extrakt seiner Verratstätigkeit zum Dr.jur. an der Humboldt
Universität Ost-Berlin. Nach Untergang der DDR lebt Tiedge in Russland. –
Tiedge löst durch sein Überlaufen eine innenpolitische Krise aus, die am
3.10.1985 zu der Einsetzung eines Bundestags-Untersuchungsausschusses führt; im
Verlauf des Verfahrens ändert der Untersuchungsausschuss seine Zielrichtung:
Nunmehr ist von Interesse, ob der Parlamentarische Staatssekretär im
Bundesinnenministerium Carl-Dieter Spranger seine Dienststellung dazu
missbraucht hat, dem BfV unzulässige Überwachungsaufträge zu erteilen.
23. Juni 2021 – 105. Geburtstag des kommunistischen
Politikers und MfS-Entführungsopfers Robert Bialek; 40. Todestag der
schwedischen Schauspielerin und Sowjetagentin Zarah Leander
Bialek, Robert
(23.6.1916 Breslau-?1956), kommunistischer Politiker, prominentes
MfS-Entführungsopfer. Seit 1933 im Kommunistischen Jugendverband. 1935-40
KZ-Haft. 1945 Karriere als KPD-/SED-Funktionär. Generalinspekteur der
Volkspolizei bis 15.10.1948. Schrittweise Degradierung auf andere
Funktionärsposten. Am 27.8.1953 nach Westberlin geflohen. Wöchentliche
Auftritte in Rundfunksendungen der BBC. Am 4.2.1956 durch eine MfS-Agentin
betäubt, sodann durch ein Entführungskommando nach Ostberlin verschleppt. An
sowjetische Organe übergeben; vermutlich ermordet oder im MfS-Gefängnis
Hohenschönhausen gleich nach der Einlieferung gestorben.
Leander, Zarah (recte: Stina Hedberg)
(15.3.1907 Karlstad/Schweden-23.6.1981 Stockholm), schwedische Schauspielerin,
sowjetische Agentin (Deckname: Rosemarie). 1931 erste Erfolge als
Filmschauspielerin in Schweden, ab 1936 auch in Österreich und Deutschland;
Verträge mit der Ufa. Zugleich in den 1930er Jahren sowjetische Agentin,
geführt durch Soja Rybkina. Verlässt Mitte März 1943 heimlich Berlin und kehrt
via Saßnitz nach Schweden zurück. Hat dort nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst
Auftrittsverbote.
22. Juni 2021 – 135.
Geburtstag der estnisch-finnischen Schriftstellerin und mutmaßlichen
Sowjetagentin Hella Wuolijoki; 80. Todestag des litauischen Kunstmalers und
mutmaßlich deutschen Agenten Vladas Eidukevicius
Wuolijoki, Hella, geb. Ella Murrik (22.6.1886
Helme/Estland-2.2.1954 Helsinki), estnisch-finnische Schriftstellerin (Ps.:
Juhani Tervapää), mutmaßliche Sowjet-Agentin. Ab 1904-08 Studium in Helsinki.
1908-23 Ehe mit dem finnischen Parlamentsabgeordneten Sulo Vuolijoki, auch enge
Verbindung mit kommunistischen Spitzenfunktionär Otto Kusinen und in den 1920er
Jahren mit dem sowjetischen GPU-Residenten Michail Trilisser. Unterhält einen
politischen Salon im südfinnischen Marlebäck, der von ihren Gegnern
Spionage-Salon genannt wird. 1943 festgenommen, weil sie einer sowjetischen
Agentin Unterschlupf gewährt, zum Tode verurteilt, zu lebenslanger Haft begnadigt
und 1944 entlassen. 1946/47 Mitglied des Reichstages, 1945-49 Direktorin beim
finnischen Rundfunk.
Eidukevicius, Vladas (Wladislaus) (9. 9.1891
Kowno-22.6.1941 Kaunas, ?ermordet), Kunstmaler, mutmaßlicher Agent. 1906 Kunststudium
in Riga. 1910-12 in St. Petersburg. 1913-18 in Deutschland. Nach dem Ersten
Weltkrieg u.a. in Frankreich und Italien. 1929 in Riga. Seit 1932 in Kaunas.
Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben
als: E40, Kaunas, als V-Mann anzuwerben, RSHA IVE5.
21. Juni 2021 – 120. Geburtstags des sowjetischen
Geheimdienstfunktionärs Wassilij Kopalkin; 130. Geburtstag des sowjetischen
Einflussagenten Walter Köppe; 70. Jahrestag der Flucht der US-Agentin und
späteren Journalistin Carola Stern nach Westberlin
Kapalkin, Wassilij Michailowitsch (Капалкин Василий
Михайлович) (21.6.1901-29.12.1972, Moskau), sowjetischer
Geheimdienstfunktionär, zuletzt Generalmajor (23.10.1943). 1919 Eintritt in die
RKP(B), November 1919 Eintritt in die Rote Armee. 1921 Absolvent der
Kommunistischen Universität von Swerdlowsk. In der Roten Armee in Kommando- und
Lehrfunktionen, zuletzt Regimentskommissar. Seit 1935 bei der GRU.
Februar-Oktober 1935 Gehilfe des Chefs der Aufklärung der Fernostarmee (OKDWA,
ОКДВА). Oktober 1935-Februar 1936 zur Verfügung der GRU, Auslandseinsatz in
China. Februar 1936-Juli 1937 in der Östlichen Abteilung der GRU. Juli-November
1937 Chef des Marinebüros. November 1937-Juni 1938 Stellvertretender Chef der
Aufklärung der Fernostarmee. Juni 1938-Juni 1939 in der ?Personalreserve der
Roten Armee o. in Haft. Juni-Dezember 1939 zur Verfügung der GRU (?erneuter
Agenteneinsatz). Dezember 1939-Juni 1941 Leiter des Instituts für Operative
Technik der GRU. Juli 1941 Leiter der Aufklärung im Militärbezirk
Transkaukasus. Während des deutsch-sowjetischen Kriegs in der Militäraufklärung
tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg Stellvertretender Leiter der
Militärdiplomatischen Akademie. Mit dem Leninorden und zweimal mit dem
Rotbannerorden ausgezeichnet.
Köppe, Walter (auch: Koeppe) (21.6.1891
Berlin-25.9.1970), Zimmermann, kommunistischer Funktionär, sowjetischer
Einflussagent (Decknamen: Walter Külow). 1912 Mitglied der SPD. 1915/16
Kriegsdienst. 1918 Teilnehmer an der Novemberrevolution. 1919 USPD, 1920 zur
KPD, 1923-25 Funktionär. 1926-32 Angestellter der sowjetischen
Handelsvertretung. Februar/März 1933 in Haft. Danach über die Tschechoslowakei
in die Sowjetunion. Ab August 1937 als Teilnehmer im Spanischen Bürgerkrieg.
1938 Internierung im französischen Lager St. Cyprien. März 1939 Rückkehr in die
Sowjetunion. Wird im Frühjahr 1941 vom
RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: K275, RSHA IVA1.
Oktober 1941-42 Kursant an der Komintern-Schule in Kuschnarenkowo. 1943-45
Einsatz zur Beeinflussung deutscher Kriegsgefangener. 30.5.1945 Rückkehr nach
Deutschland mit der Gruppe Ulbricht. Partei- und Staatsfunktionär in der DDR.
1965 in Ruhestand.
Stern, Carola (eigentlich: Erika
Assmus, später Zöger) (14.11.1925 Ahlbeck/Usedom-19.1.2006 Berlin), US-Agentin,
Journalistin. Nach dem Zweiten Weltkrieg Ausbildung zur Neulehrerin in der SBZ,
später SED-Funktionärin in Brandenburg, zugleich Agentin des US-amerikanischen CIC; bis 21.6.1951: Flucht nach Westberlin. Dort zunächst Studentin, Objekt
zweier Entführungsversuche durch das MfS. Ab Ende der 1950er Jahre Journalistin
in Köln, anfangs als Expertin für DDR-Interna. Mitarbeit beim WDR. 1960-70
Lektorin im Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln. Gefeierte Journalistin im linksliberalen Establishment.
Schreibt 2001 eine Art Täter-Autobiographie, da sie die NS-Zeit weitgehend unbeschadet
überstanden hat.
20. Juni 2020 – 45. Todestag des kommunistischen Geheimdienstfunktionärs
und Mehrfachagenten Karl Gröhl
Gröhl, Karl (ab 1953 amtlich: Karl
Retzlaw) (19.2.1896 Schneidemühl-20.6.1976 Frankfurt am Main), kommunistischer
Geheimdienstfunktionär (Decknamen: Friedeberg; Erde; Friedberg; Hans). Seit
1908 in Berlin. Im Ersten Weltkrieg Mitglied des Spartakusbundes. 1918 als
Kriegsdienstverweigerer abgetaucht, verhaftet und verurteilt. 1918/19
kommunistischer Revolutionär in Berlin und München; dort Kommissar für das
Polizeiwesen. Sodann in Berlin abgetaucht (Deckname: Karl Friedberg), illegale
Arbeit für das WEB der Komintern; bis 1921.
Zugleich Aufbau eines Nachrichtendienstes für die KPD; bis ?1923 o. 1926.
Offiziell 1921-26 Leiter des Verlages Karl Hoym in Hamburg, der als
Geldwaschanlage der Komintern und als legales Dach dient. Hierbei auch 1923/24
Redakteur der illegalen militärpolitischen Zeitschrift der KPD Vom
Bürgerkrieg. 1927 wegen Hochverrats angeklagt und zu zweieinhalb Jahren
Haft verurteilt. 1928 amnestiert. Mitarbeiter im Münzenberg-Konzern. Anfang
1933 zur Berichterstattung nach Moskau gereist, Ende März 1933 in die Schweiz
geflohen. Dort im November 1933 Austritt aus der KPD. 1934 im Saarland
(Deckname: Karl Erde). Januar 1935 Flucht nach Frankreich. Engagiert sich dort
als Trotzkist. Auch erneute Zusammenarbeit mit Willi Münzenberg und mit
westalliierten Geheimdiensten. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs als deutscher
Staatsangehöriger festgenommen und interniert. Dezember 1939 Entlassung und
Ausreise nach Großbritannien. Anfang 1940 Reisebewegungen zwischen GB und Frankreich,
dort vom deutschen Einmarsch überrascht. Mit falschen Papieren als angeblicher
Pole Stanislaw Retzlaw Flucht über Lissabon; von dort nach nach Bristol
ausgeflogen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU
ausgeschrieben als: G309, RSHA IVA2, Stapo Berlin. In Wirklichkeit in England
Tätigkeit für SOE. Im März 1942 beendet wegen des Verdachts der Weiterleitung
von sensiblen Informationen an Franzosen. 1946 aus Großbritannien nach
Saarbrücken ausgereist. Dort in der SPD politisch aktiv. 1950 in die
Bundesrepublik ausgewiesen, bis 1963 Angestellter bei der Frankfurter
Rundschau.
18. Juni 2021 – 120. Geburtstag der deutschen Sowjetagentin
Helene Radó
Radó, Helene (Lene), geb. Jansen
(18.6.1901-1.9.1958), deutsche Kommunistin, sowjetische Agentin (Decknamen:
Maris o. Maria; Maria Arnold). 1918 Kurierin zwischen Lenin und dem Gründungskongress
der KPD, sodann unter dem Namen Tschistjakowa in der sowjetischen Vertretung in
Berlin tätig, bis zu ihrer Ausweisung aus Berlin. Während der
nachrevolutionären Kämpfe Einsätze in Kronstadt und in Lettland. 1921 beim
konspirativen Balkanbüro der Komintern in Wien; Kennenlernen ihres späteren
Ehemanns Sándor Radó. 1924-26 Auslandskorrespondentin der Zeitung Welt am Abend in der
Sowjetunion. 1927 in der KPD-Leitung in Berlin. Mehrfach verhaftet, siedelt sie
1933 nach Paris über; baut dort im Auftrag der GRU Kontakte zur russischen
Exilpresse auf. Ab 1936 gemeinsamer Einsatz mit Sandor Radó in der Schweiz;
getarnt als Übersetzerin Maria Arnold (die Deckadresse stellt der in Genf beim
Völkerbund akkreditierte Journalist Theodor Pinkus zur Verfügung). Nach
weitgehender Enttarnung des Dora-Agentenrings im Oktober 1943 in der Schweiz
untergetaucht; flieht Ende 1944 nach Frankreich. 1947 in Abwesenheit in der
Schweiz wegen Spionage verurteilt. Lebt nach dem Krieg in Paris. Nach der
Freilassung ihres Ehemannes aus sowjetischer Gefangenschaft folgt sie ihm 1956
nach Budapest, wo sie bald darauf stirbt.
16. Juni 2021 – 105. Geburtstag des britischen
Sabotageagenten Francis Cammaerts, 120. Geburtstag des Sowjetagenten Richard
Oehring, 95. Geburtstag des kommunistischen Funktionärs, Agenten und
Seitenwechslers Wolfgang Seiffert.
Cammaerts, Francis (16.6.1916 London-3.7.2006),
Belgier, britischer Agent (Deckname: Roger). Sohn des belgischen Dichters Emile
Cammaerts. Zunächst Pazifist. Nach dem Tod des Bruders bei der RAF 1942 lässt
sich C. im Juli 1942 von der SOE rekrutieren. März 1943 Einsatz in Frankreich
in den Raum von Compiégne, zunächst im SOE-Netz Donkeyman, baut dann sein
eigenes Netz Jockey in Savoyen auf, das zu den erfolgreichsten der SOE gehört.
11.8.1944 festgenommen und durch einen Trick der SOE-Agentin Christine
Granville befreit. Mit dieser und anderen auf der Spanienroute nach England
entkommen. Nach dem Krieg Lehrer und Pädagogikprofessor, zuletzt in Botswana.
Lässt sich im Ruhestand in Frankreich nieder.
Oehring, Richard (16.6.1891 Düsseldorf-14.5.1940, Niederlande,
Selbstmord), Schriftsteller, sowjetischer Agent. 1909 Abitur in Berlin. Frühzeitig
schriftstellerische Versuche. Wird im Ersten Weltkrieg zur Armee eingezogen und
?desertiert. Mitarbeiter in sozialistischen Blättern. Nach dem Krieg zunächst
in Österreich, sodann ab 1922 in der Sowjetunion. Ab den 1920er Jahren wieder
in Deutschland, formal Mitarbeiter an der Sowjetischen Handelsvertretung in
Berlin, in Wirklichkeit sehr wahrscheinlich Agent eines der sowjetischen
Nachrichtendienste. Organisiert u.a. Sympathisantenreisen mit Hilfe der
Frontorganisation Arplan (Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Planwirtschaft).
1933 Ausweichen in die Niederlande, dort formal Mitarbeiter der Sowjetischen
Handelsmission, als Rekrutieren für einen sowjetischen Dienst tätig. Möglicherweise
in die Säuberungsaktionen der sowjetischen Dienste in Europa Ende der 1930er
Jahre involviert. Begeht nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande
Selbstmord, vermutlich weil er zu diesem Zeitpunkt von den Sowjets abgehängt
worden war. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU
ausgeschrieben als: O10, RSHA IVA2, Stapo Berlin, was zeigt, dass die Gestapo
das Ende von O. nicht mitbekommen hatte. In späteren Jahren wird O. Gegenstand
von sozialistischem Apologeten-Kitsch.
Seiffert, Wolfgang, Prof. Dr. (16.6.1926 Breslau-15.1.2009
Hamburg), Parteifunktionär, Agent, Hochschullehrer. In den 1950er Jahren
Sekretär für Agitation und Propaganda der West-FDJ, Chefredakteur der von der
DDR finanzierten Zeitung Junges Deutschland – Organ des Zentralbüros der FDJ
in Westdeutschland. Nach dem FDJ-Verbot 1953 in der Bundesrepublik
inhaftiert; im Juni 1955 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. 1956 aus der Haft
ausgebrochen und in die DDR geflohen. Dort Direktor am Institut für
Ausländisches Recht und Rechtsvergleichung; zugleich seit 1972 Agent der HVA.
Wegen des Verdachts, Doppelagent zu sein, 1978 aus der SED ausgeschlossen.
Ausreise in die Bundesrepublik; seitdem Professor für Völkerrecht an der
Universität Kiel; radikaler Kritiker der DDR.
Durch Schreibarbeiten am Buch Corona-Diktatur erzwungene Sendepause.
27. November 2020 – 100.
Geburtstag des estnischen Vielfachagenten Toomas Hellat.
Hellat,
Toomas (27.11.1920 Tallinn-13.11.1987
Tallinn), Este, Mehrfachagent. Sohn des estnischen Ministers und Botschafters
Alexander Hellat. Im Herbst 1939 nach Finnland geflohen. Im finnisch-russischen
Winterkrieg Nachrichtensprecher für estnische Sendungen. Sodann Agent des
finnischen Geheimdienstes (Deckname: Lassila), Spätherbst 1940-Februar 1941
Einsatz in Estland. Juli 1941 Wechsel zum Unternehmen Erna (deutsch-estnische
Spionage- und Sabotagegruppe). November 1941 Agent (Deckname: Keller) des Amtes
Ausland Abwehr (Zielland Großbritannien??), reist von Estland über Riga,
Hamburg, Noworossisk, Sofia, Griechenland, Leningrad. 1943 zurück in Tallinn
(Dorpat). Dort am 10.12.1944 vom NKGB festgenommen. Fertigt in den folgernden
Wochen 221 Namensdossiers an, die zu Ermittlkungsverfahren gegen 90 Esten
führen. Im Februar 1947 zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt. 11.7.1955 in Estland
freigelassen. Als KGB-Agent (Deckname: Heeka) mit dem Zielland Schweden
verpflichtet. Einsatz unklar. Bis zum Lebensende als Administrator im Hotel
Tallinn in Tallinn tätig.
2. November 2020 – 75. Jahrestag der Hinrichtung des Kommando-Führers Waldemar Goettler und des Abwehr-Offiziers
Eberhard von Schoeler.
Goettler,
Waldemar (auch:
Göttler [eigenhändige Unterschrift Mai 1945], Getler, Woldemar, Геттлер Вольдемар) (9.8.1915 Szumy b.
Charkow/Ukraine-2.11.1945, hingerichtet), Kommandotruppführer (Deckname:
Waldemar Günter). Führt als Unteroffizier im Februar 1943 einen Kommandotrupp,
bestehend aus russischen V-Leuten, im Raum Krasnodar. Am 2.8.1943 als Feldwebel
beim Abwehrkommando 201 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Im Herbst 1944 als
Leutnant d.R. beim Frontaufklärungskommando 203 (Heeresgruppe Mitte). 1945 als
Leiter einer Abwehrgruppe des Abwehrkommandos 204 in sowjetische
Gefangenschaft, dort als Геттлер bezeichnet; wird
am 20.10.1945 zum Tode verurteilt.
Schoeler, Eberhard von (auch Schoeller, Scheller)(1899 o. 1900
Weimar-2.11.1945 Moskau, hingerichtet), Offizier, zuletzt Hauptmann, Agent
(Deckname: Kwast o. Quast). Erziehung an der Hauptkadettenanstalt
Berlin-Lichterfelde. ?1917 Eintritt in die sächsische Armee, Leutnant im
Infanterie-Regimant 101. Einsatz an der Westfront, ausgezeichnet mit dem EK II
und I. 1920-23 Ausbilder bei der finnischen Armee. 1924-26 Medizinstudium und
1927-31 Ingenieurstudium in Berlin. 1929-30 bei der Firma Dürkopp. 1930
Mitglied der SPD. 1934 von der Gestapo verhaftet. August 1935 zur Abwehr als
Übersetzer. Dezember 1939-April 1940 im Auftrag der Abwehr als Freiwilliger bei
der finnischen Armee. Juni 1940 bei der Abwehrstelle Kopenhagen, Einsätze in
Schweden als Ummo Lindqvist. 26.7.1940 in Schweden wg. Militärspionage verurteilt.
Im Oktober 1943 zur Berichterstattung in Berlin. Der Auftrag, eine unabhängige
Residentur in Finnland zu gründen, wird aus unbekannten Gründen abgebrochen. Ab
Januar 1944 bei Walli I an der Ostfront. 23.5.1944 als Leiter einer Agentengruppe mit
einer Ju 290 nach Südrussland, um mit dem dortigen Kalmücken-Reiterkorps Dr.
Doll Verbindung aufzunehmen. Das Flugzeug geht bei der Landung zu Bruch,
Schoeler wird festgenommen, nach Moskau verbracht und nach dem Kriege dort zum
Tode verurteilt und hingerichtet. Nach Ansicht der Plattform World War II
Database (20 Oct 1945) soll Schoeler sowjetischer Agent von Smersch gegen
Deutschland gewesen sein und wegen Informationsverrats zum Tode verurteilt.
1. November 2020 – 60. Todestag des sowjetischen
Geheimdienst-Funktionärs Rudolf Abich.
Abich,
Rudolf, russ. Namenszusatz:
Petrowitsch (Абих
Рудольф Петрович)(1901 Baku-1.11.1940 Moskau, hingerichtet), Deutscher,
sowjetischer Geheimdienst-Funktionär (Deckname: AB). Ausbildung an der
Handelsschule in Baku. 1916 Eintritt in die SDAPR(B). Im Bürgerkrieg bei der
Roten Armee. Ab 1921 illegale Tätigkeit in Persien. 1922 Studium in Moskau, aus
der RKP(B) ausgeschlossen. Ab 1926 im Zentralapparat der GRU, stellvertretender
Chefredakteur von Sozel (Соцэл), Agenteneinsatz im Iran. 1929 Wiederaufnahme in
die WKP(B). Tätigkeit als Autor und Herausgeber persischer Literatur. Dezember
1934 festgenommen; 1935 endgültiger Parteiausschluss. 16.2.1936 erneut
festgenommen, zu 5 Jahren Lagerhaft verurteilt, 1.10.1940 Wiederaufnahme des
Verfahrens und zum Tode verurteilt, einen Monat später hingerichtet. 9.5.1857
posthum rehabilitiert.
10. Oktober 2020 –
120. Geburtstagsparty von Geheimdienst-Funktionären aus totalitären Regimen:
Wladimir Gorjew, Fritz Hamer, Walter Stahlecker.
Gorjew,
Wladimir Jefimowitsch
(auch: Gorew, Горев Владимир Ефимович) (10.10.1900
Welish/Weißrussland-20.06.1938 Sowchose Kommunarka/südlich von Moskau,
hingerichtet), sowjetischer Offizier, zuletzt Divisionskommandeur (1937),
Geheimdienst-Funktionär (Decknamen: Wyssokogorew; Nikitin; Gordon). Weißrusse.
1920 Eintritt in die RKP(B). Seit 1918 bei der Tscheka, im Bürgerkrieg und in
sowjetisch-polnischen Krieg leitender Funktionär der Sonderabteilung OO bei
hohen Truppenstäben, sodann im Militärbezirk Moskau. 1923-25 Studium an der
Fakultät für Orientalistik an der Militärakademie der Roten Armee. Mai
1925-Oktober 1927 Militärberater in China. 1927/28 Militärischer Direktor an
der Kommunistischen Universität des Ostens. Sodann Regiments- und
Divisionskommandeur. Januar 1930-Mai 1933 illegaler Resident der GRU in den
USA. 1933-35 Stabs- und Kommandoverwendungen im Militärbezirk Leningrad.
1936/37 Militärattaché in Spanien. 1937 in der Personalabteilung der Roten
Armee. 25.1.1938 Leninorden. Sodann festgenommen und erschossen. 13.10.1956
posthum rehabilitiert.
Hamer,
Fritz
(10.10.1900 Klenzau/Kr. Oldenburg/Holstein-), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär.
Vermutlich Angehöriger des AM-Apparats der KPD. Befindet sich im Juni 1934 in
Kiel, entgeht einer Verhaftung durch Flucht über Hamburg, Neumünster, nach
Dänemark. Wird 1940 vom RSHA als „Maschinenschlosser (Am-Apparat), RSHA IV A 2“
zur Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben. Kann sich im Juli 1940 in
Dänemark erneut einem deutschen Zugriff entziehen. Da die Gesatpo sein Entkommen
in die Sowjetunion für möglich hält, schreibt ihn das RSHA im Frühjahr 1941 auf
der Sonderfahndungsliste SU aus als: „H37, RSHA IVA2, Stapo Kiel.“ Taucht
jedoch in Wirklichkeit in Skandinavien unter und kehrt der KPD den Rücken. Verbleibt
nach dem Krieg in Skandinavien.
Stahlecker, Walter, Dr.jur.
(10.10.1900 Sternenfels-23.3.1942 Krasnogwardejsk, Ostfront, gefallen),
Verwaltungsjurist, SD-Funktionär, zuletzt SS-Brigadeführer (6.2.1941). Jurastudium
in Tübingen. 1932 Eintritt in die NSDAP und in die SS. 1934 Leiter des
württembergischen Politischen Landespolizeiamtes. Danach Leiter der
Stapo-Stelle Breslau. Sodann beteiligt an den Besetzungsaktionen in Österreich
(dort ab 20.4.1939 Inspekteur der Sipo und des SD [IdS]), der Tschechoslowakei
(als Leiter einer Einsatzgruppe) und Norwegens (als Leiter einer Einsatzgruppe
und ab Juni als Befehlshaber der Sipo und des SD). 1940 Ministerialrat im AA.
1941 zurück zum RSHA; im Juni 1941 Leiter der Einsatzgruppe A (hinter der
Heeresgruppe Nord) bis zu seinem Tode; in dieser Funktion maßgeblich an der massenweisen
Ermordung von Juden und Kommunisten im Baltikum beteiligt. Stahlecker fällt bei
einem Kommandounternehmen an der nördlichen Ostfront, das er mit einheimischen
Kräften in russischer Uniform unternimmt. Beerdigung in Prag.
8. Oktober 2020 – 25.
Todestag des britischen Sowjet-Agenten John Cairncross und 122. Geburtstag
der US-amerikanischen Sowjet-Agentin Martha Dodd.
Cairncross,
John (25.7.1913 Lesmahagow/Schottland-8.10.1995 Herefordshire, England), britischer
Diplomat, Geheomdienst-Mitarbeiter, Agent. Studium in Cambridge bis 1932.
Caincross wird Salonkommunist, hat Verbindungen zu den KGB-Agenten Burgess und MacLean, wird vermutlich von ihnen getippt
und bereits zu diesem Zeitpunkt vom NKWD angeworben. Ab 1936 Arbeit im
Außenministerium. Während des Zweiten Weltkrieges Arbeit in der
Dechiffrierzentrale Government Code and Cypher School (GCCS) in Bletchley Park. Übergibt der
UdSSR-Botschaft alle für ihn erreichbaren Codes und informiert über den Stand
der Arbeit an den deutschen Codes. Später Arbeit für den
Auslandsnachrichtendienst MI 6 in
London. Nach dem Krieg Rückkehr ins Foreign Office. 1967 durch MI 5 enttarnt, aber wegen seiner
Aussagebereitschaft Zusicherung der Straffreiheit. Versetzung zur United
Nations Food and Agricultural Organization in Rom, wo Cairncross nach seiner
Pensionierung ansässig wird. Es darf als sicher gelten, dass Cairncross, und
nicht Sir Roger Hollis, der
fünfte in der Riege der sog. Cambridge-Spione (Cambridge five) war.
Dodd,
Martha (8.10.1908 Ashland/Virginia/USA-10.8.1990
Prag), US-Diplomatentochter, Buchautorin, sowjetische Agentin (Deckname: Lisa).
Nach dem Studium Journalistin der Chicago Tribune. 1933 zusammen mit
ihrem Vater William Dodd (1869-1940) nach Berlin, der dorthin als US-Botschafter
versetzt wird. Lernt dort u.a. Mildred Fish (spätere Harnack) kennen, die sich später als
sowjetische Agenten betätigen. 1935 wird Dodd von dem INO-Mitarbeiter Boris Winogradow, zu dem sie ein Liebesverhältnis
unterhält, für das NKWD angeworben, später wird ihr Führungsoffizier Dmitrij Buchartsew. In dieser Zeit auch
Liebesbeziehungen zu deutschen Offizieren, wie den Luftwaffen-General Ernst
Udet, die vom deutschen Forschungsamt überwacht werden. 1938 Rückkehr in die
USA, dort weiterhin (und zusammen mit ihrem Ehemann Arthur Kaufman Stern sowie
ihrem Bruder William Dodd) für den sowjetischen Auslandsnachrichtendienst
tätig. 1953 wegen Spionageverdacht Flucht nach Mexiko, 1957 Emigration nach
Prag, wo sie 1990 verstirbt.
6. Oktober 2020 –
130. Geburtstag des französischen Sowjet-Agenten Louis Süss.
Süss, Louis (Suess
o. Suss) (6.10.1890 Beblenheim/Elsaß-25.4.1955 Schweiz), französischer
Diplomat, sowjetischer Agent (Decknamen: (?John) Salter; Louis de Gaidey de Soos). Im Zweiten Weltkrieg
französischer Presseattaché an der Botschaft in Bern, später in Prag. Zugleich
Kontaktmann oder Unteragent von Otto Pünter im Dora-Netz des Alexander Radó;
bezieht von diesem von Februar 1942-Mai 1943 monatlich 200 SFr.
5. Oktober 2020 –
125. Geburtstag des Abwehr-Offiziers und Hitler-Regime-Gegners Ludwig Gehre.
Gehre, Ludwig (5.10.1895 Stuttgart-9.4.1945 Flossenbürg, ermordet), Offizier, zuletzt
Hauptmann. Nach dem Ersten Weltkrieg in der Bauwirtschaft tätig. Im Zweiten
Weltkrieg zum Amt Ausland/Abwehr eingezogen, Mitarbeiter von Hans Oster. ?1943
bei Abwehr III. Taucht im März 1944 in Berlin unter, weil er glaubt, durch die
Verhaftung des Forschungsamts-Mitarbeiters Hartmut Plaas kompromittiert zu
sein. Am 2.11.1944 verhaftet, wobei sich Gehre bei einem Selbstmordversuch
schwer verletzt, Gehres Frau stirbt, von ihm erschossen. Februar-April 1945
KZ-Haft in Buchenwald. Zusammen mit den ehemaligen führenden Abwehr-Offizieren Wilhelm
Canaris und Hans Oster nach einem Scheinprozess durch Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamtes
im KZ Flossenbürg ermordet.
4. Oktober 2020 – 65. Jahrestag der Entlassung des
kommunistischen Vielzweck-Funktionärs und Agenten Leo Bauer aus dem Gulag nach West-Deutschland und 125. Geburtstag des Sowjetagenten Richard Sorge.
Bauer,
Leo (urspr.: Eliezer Lippa Ben Jossip David ha Cohen) (18.12.1912 Skalat b. Tarnopol/Österreich-Ungarn-18.9.1972 Bonn),
kommunistischer Funktionär, Journalist, Agent (Decknamen: Lambert, Rudi, Rudolf
Katz, Baumann, Charles, Erwin Zoller, Paul-Eric Perret). Aufgewachsen in
Sachsen, Volksschule in Chemnitz. 1928 Mitglied der SPD, 1931 SAP, 1932 KPD.
1932/33 Studium der Nationalökonomie in Berlin; zugleich Mitarbeiter im AM-Apparat
der KPD (Ressort: Faschistische Organisationen). März 1933 kurzzeitige KZ-Haft.
Ende 1933 auf Parteiweisung Emigration nach Prag, ab 1935 in Paris, dort im
September 1939 verhaftet, im Juli 1940 Flucht aus Le Vernet und Begleitung des
KPD-Funktionärs Paul Bertz in die Schweiz. Illegaler Aufenthalt in Genf, Aufbau
eines Spezialapparats für die Grenzarbeit nach Südfrankreich. 1942 Kontakte zum
US-amerikanischen OSS, die zur Festnahme und Inhaftierung bis 1944 führen.
Erneut illegale Tätigkeit bis Juni 1945, illegale Ausreise über Frankreich nach
Deutschland. 1945 zunächst als kommunistischer Politiker in Hessen. 1947
Wechsel nach Ost-Berlin; Chefredakteur des Deutschlandsenders; zugleich
sowjetischer Agent. Im Zusammenhang mit dem Spionage-Verfahren gegen Noel Field
verhaftet (hierbei lockt er seine frühere Freundin Erica Glaser in eine Falle,
um seine Parteitreue zu beweisen) und am 28.12.1953 durch ein sowjetisches
Militärtribunal zum Tode verurteilt; zu 25 Jahren Zwangsarbeit begnadigt, am
4.10.1955 aus dem Gulag nach Westdeutschland entlassen. Mitglied der SPD,
Chefredakteur der Zeitschrift Die neue Gesellschaft; später auch Berater
von Willy Brandt.
Sorge, Richard, Dr. (4.10.1895
Baku/Russland-7.11.1944 Tokyo, hingerichtet), deutscher Journalist,
sowjetischer Agent. Im Ersten Weltkrieg Freiwilliger, dreimal verwundet,
zuletzt so schwer, dass ein bleibender Gehschaden zurückbleibt. Gegen Ende des
Krieges Studium der Staatswissenschaften, Promotion. 1919 Mitgliedschaft in der
KPD, zahlreiche Parteiaufträge, nebenbei Journalist. 1925 Übersiedlung in die
Sowjetunion als Funktionär der Komintern; für diese konspirative
Auslandsaufträge. Nach der Entmachtung von Sinowjew 1929 Überwechseln zur Militäraufklärung
GRU (Decknamen: Ramsay und Vix). Nach einer nachrichtendienstlichen Ausbildung
als Agent nach China entsandt, später (1933) nach Japan. Sorge arbeitet in
dieser Zeit unter seinem wirklichen Namen als Journalist. Seine guten
Nachrichtenzugänge verdankt er seinen engen Beziehungen zum Spitzenpersonal der
deutschen Botschaft in Tokio. Er berichtet korrekt zum Nomokan-Zwischenfall,
einem lokalen Krieg zwischen Japan und der Sowjetunion an der Grenze zur
Mongolei, von Mai bis September 1939, der mit einem Sieg der Roten Armee endet.
Liefert auch in der Folgezeit zahlreiche Berichte, die sowohl an seine
sowjetischen Auftraggeber als auch, mit Sorges Wissen, über die deutsche
Botschaft, an der er ab Ende der 1930er Jahre angestellt wird, an den deutschen
SD-Ausland (= Amt VI) weitergeleitet werden. Wenig ergiebig ist seine
Berichterstattung über die deutschen Angriffsabsichten auf die Sowjetunion und
das mögliche Eingreifen Japans in den Krieg mit Russland. Am 18.10.1941 wird
Sorge festgenommen, am 29.9.1943 zum Tode verurteilt und ein Jahr später
hingerichtet. Ab 4.9.1964 bzw. 6.11.1964 eröffnen die Zeitungen Iswestija
und Prawda die sog. Rehabilitation
von Sorge; er wird posthum zum Helden der Sowjetunion erklärt und in den
folgenden drei Jahrzehnten Gegenstand sozialistischen Helden-Kitsches. – Die
Bedeutung des Falls Sorge ist umstritten. Zum einen ist die Wirkung von Sorges
Spionagetätigkeit eher bescheiden: Zum Verlauf des Zweiten Weltkriegs tragen
seine Erkenntnisse nichts bei. Stalin liegen im Frühjahr 1941 von anderer Seite
zahlreiche Meldungen über den beabsichtigten deutschen Angriff vor, die er
vermutlich ignoriert. Auch für den zweiten behaupteten Komplex Sorgescher
Nachrichtenlieferung, nämlich ob sich die japanische Armee dem deutschen
Angriff auf die Sowjetunion anschließen werde, kann nichts Kriegsentscheidendes
aus Sorges Informationen herausdestilliert werden: Zunächst lässt er diese
Möglichkeit bis einschließlich August 1941 offen; anschließend ist es in Tokio
offenes Geheimnis, dass Japan seine Kriegsanstrengungen nach Süd- und
Südostasien richten wird. Zudem weiß die sowjetische Seite aus der
Funkaufklärung der GRU, die unter Sergej Tolstoi Ende 1940 den japanischen
Funkschlüssel geknackt hat, über die japanischen Nicht-Angriffs-Absichten genau
Bescheid. Was den Misserfolg der Tätigkeit Sorges anlangt, kommt hinzu, dass er
seine Meldungen nur bruchstückhaft absetzen kann: Sein Funker Max Clausen gibt
nur Teile seiner Meldungen durch, weil er die Enttarnung fürchtet und schließlich
nicht mehr loyal zu Sorge und der Sowjetunion steht; Sorges anderer
Informationskanal, der Tokioter Botschaftssekretär Viktor Saizew, gibt das
übergebene Material überhaupt nicht weiter. – Auch hinsichtlich der
Professionalität der Sorge’schen Spionagetätigkeit sind Fragezeichen
angebracht: Das liegt weniger an dem Umstand, dass Sorge ziemlich wahllos
intime Beziehungen zu Frauen unterhält, die in den Objekten seiner
Ausforschungsbemühungen tätig sind, so zur Frau Helma des deutschen
Militärattachés und späteren Botschafters in Tokio Eugen Ott (Beziehungen, die
wegen ihrer Kurzlebigkeit zu entsprechenden Kurzschlussreaktionen der
Ex-Geliebten hätten führen können, was sie aber nicht tun). Wenig ins Gewicht
fällt auch Sorges sonstiger extrovertierter Lebensstil, einschließlich seines
schweren Alkoholismus. Entscheidend ist vielmehr, dass Sorge nicht darauf
verzichtet, für seinen Agentenring Mitarbeiter aus Kreisen der in Japan
verbotenen Kommunistischen Partei anzuwerben, obwohl diese in den 1930/40er
Jahre einer scharfen Verfolgung unterliegt. So nimmt es letztlich nicht Wunder,
dass ein routinemäßiges Vorgehen gegen diese Kreise im Herbst 1941 zum
Erstaunen der Japaner zur Enttarnung des Rings von Sorge führt. – Sorge ist
also, bei Lichte betrachtet, ein willkommenes Propagandaprodukt der
Sowjetunion. Seine Rehabilitierung 1964 stülpt dem alten Lügengebäude, der
Leugnung der Erkenntnisse des Agenten Sorge, ein neues über. Hieran ist in den
Folgejahren bis zur Auflösung der Sowjetunion nur zu gerne festgehalten worden
– in Ost und West.
1. Oktober 2020 – 130.
Geburtstag des vom Reichssicherheitshauptamt als V-Mann eingeplanten
kommunistischen Funktionärs Leopold Maresch.
Maresch, Leopold (Мареш Леопольд Германович) (1.10.1890 Wien-?Ende der 1930er Jahre in der
Sowjetunion), Arbeiter, kommunistischer Partei-Funktionär. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU
ausgeschrieben als: M86, Rostow am Don,
als V-Mann anzuwerben, RSHA IVA1. Hintergrund und vermutlich tatsächliches
Schicksal: 1918/19 Mitbegründer der KPÖ und der Landesorganisation der
Steiermark, zeitweise Mitglied des Politbüros, Redakteur der Roten Fahne und
Sekretär der österreichischen Sektion der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH).
Übersiedlung nach Berlin, dort Redakteuer der Tageszeitung Berlin am Morgen,
Leiter des Internationalen Büros der Freunde der Sowjetunion. 1928 wg.
Nichtverlängerung der Aufenthaltserlaubnis Rückkehr von Berlin nach Graz. 1930
Ausreise in die Sowjetunion, Wohnort in Rostow am Don, dort Kulturarbeiter im
Landmaschinenbetrieb Rostselmasch (Ростсельмаш). Bei internen
Auseinandersetzungen mit anderen KP-Funktionären des Trotzkismus verdächtigt.
1937 vom NKWD festgenommen und verurteilt, weiteres Schicksal ungeklärt. Das
genaue Motiv für die Werbungsabsicht des RSHA ist unbekannt. Die 1922 von
Maresch verfasste Schrift Das große
Sterben an der Wolga. Tagebuchskizzen eines Kommunisten wirkt wie die
ironische Vorwegnahme des eigenen Schicksals.
29. September 2020 –
110. Geburtstag des Sowjetagenten Kurt Welkisch.
Welkisch,
Kurt Richard, Dr. jur. (auch unzutreffend: Völkisch)
(29.9.1910 Sorau/Provinz Brandenburg-1958) und Margarita, geb. Renisch (3.6.1913 Berlin-1983), Journalisten,
sowjetische Agenten (Decknamen: ABC bzw. LZL). Jurastudium und Eintritt in die
KPD. Nach 1933 als Korrespondent einer Breslauer Zeitung in Warschau. Dort vom
Ring Rudolf Herrnstadts angeworben und zur Tarnung Eintritt in die NSDAP und
Tätigkeit für das Büro Ribbentrop; der Ring wird ab 1939 von Ilse Stöbe
weitergeführt, die 1942 nach ihrer Verhaftung die Existenz der Welkischs vor der
Gestapo verheimlicht. 1940-44 an der deutschen Gesandtschaft in Bukarest; dort
1940/41 ergiebigste Quellen der GRU, verlieren allerdings nach dem Beginn des
deutsch-sowjetischen Krieges den Kontakt zur Führung. August 1944 von der Roten
Armee gefangen genommen. 20.9.1944 in Moskau. Nach 1944 weiter für die GRU
tätig. Nachdem sie sich weigern, für die GRU Auslandseinsätze als Agenten
durchzuführen, werden sie als Verräter behandelt, 1952 zu 10 Jahren
Arbeitslager verurteilt. Im Dezember 1955 in die Bundesrepublik abgeschoben.
Leben später in West-Deutschland. 2003 posthum von der Weißrussischen Republik
rehabilitiert.
27. September 2020 – 80. Jahrestag der
Verleihung des Ritterkreuzes an den Luftwaffenoffizier Theodor Rowehl.
Rowehl, Theodor (9.2.
Barstede 1894-6.6.1978 in Münster), Luftwaffenoffizier,
zuletzt Oberst. August 1914 Eintritt als Kriegsfreiwilliger bei der
Kriegsmarine, 10.6.1916 Ernennung zum Leutnant zur See d.R. Ab März 1916 Pilot
bei verschiedenen Seefliegerabteilungen an allen Fronten, zuletzt 1918 als Fluglehrer
tätig, 31.12.1918 a.D. Ab 1937 als Major Führer der Sonderstaffel R(ohwehl),
der Fernaufklärungsstaffel des Oberbefehlshabers der Luftwaffe; er führt in
dieser Funktion strategische Fernaufklärung für die oberste Wehrmachtsführung,
insbesondere das Amt Ausland/Abwehr durch; die Aufklärungsflüge finden in
großen Höhen mit eigens hierfür hergerichteten Maschinen des Typs He(inkel) 111
statt, die zudem als zivile Verkehrsmaschinen getarnt sind. Januar 1939-42
Kommandeur der Aufklärungsgruppe des Ob.d.L. Am 27.9.1940 wird Rowehl mit dem
Ritterkreuz ausgezeichnet. Ende 1943 nach Kritik an der Luftwaffenführung als
Kommandeur abgelöst, ?1944 aus der Wehrmacht entlassen. Nach dem Krieg
Tätigkeit in Südafrika bei der Kartographierung mit Luftbildern.
25. September 2020 –
50. Todestag des sowjetischen Einflussagenten Walter Köppe und 75. Geburtstag
des KGB-Offiziers Oleg Schewtschenko.
Köppe, Walter (auch: Koeppe) (21.6.1891
Berlin-25.9.1970), Zimmermann, kommunistischer Funktionär, sowjetischer
Einflussagent (Decknamen: Walter Külow). 1912 Mitglied der SPD. 1915/16
Kriegsdienst. 1918 Teilnehmer an der Novemberrevolution. 1919 USPD, 1920 zur
KPD, 1923-23 Funktionär. 1926-32 Angestellter der sowjetischen Handelsvertretung.
Februar/März 1933 in Haft. Danach über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion.
Ab August 1937 als Teilnehmer im Spanischen Bürgerkrieg. 1938 Internierung im
französischen Lager St. Cyprien. März 1939 Rückkehr in die Sowjetunion. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der
Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: K275, RSHA IVA1. Oktober
1941-42 Kursant an der Komintern-Schule in Kuschnarenkowo. 1943-45 Einsatz zur
Beeinflussung deutscher Kriegsgefangener. 30.5.1945 Rückkehr nach Deutschland
mit der Gruppe Ulbricht. Partei- und Staatsfunktionär in der DDR. 1965 in
Ruhestand.
Schewtschenko, Oleg Grigorjewitsch (?Klarname)(Олег Григоревнч Шевченко)(25.9.1945-),
sowjetischer Geheimdienstfunktionär. 1973-77 als Major des KGB an der
sowjetischen Handelsmission in Köln; 1982 an der Botschaft in Bonn; 1983 auf
Veranlassung des BfV von der Zeitschrift Quick enttarnt.
23.9.2020 – 120.
Geburtstag der Sowjetagenten Rudolf Abel und Ruben Awanow.
Abel, Rudolf Johannowitsch (Iwanowitsch) (23.9.1900-17.12.1955), sowjetischer
Geheimdienstfunktionär, zuletzt Oberstleutnant. Lette, geboren in Riga. 1917
Kriegsfreiwilliger, Funker in der Baltischen Flotte. Nach dem Bürgerkrieg
demobilisiert, ab 1927 Mitarbeiter des Auslandsdienstes INO. Zunächst Einsatz
als Funker in der sowjetischen Botschaft in Peking. 1929-36 mehrere
Agenteneinsätze im Ausland, darunter auch in Deutschland. Danach Arbeit im
Zentralapparat der INO in Moskau, 1938 wegen Verhaftung seines Bruders aus dem
NKWD entlassen. 1941 Wiederaufnahme in den Nachrichtendienst des NKWD, im Krieg
für Ausbilder für Spionageeinsätze im Hinterland, selber an einigen
Sabotageaktionen im Hinterland der sowjetisch-deutschen Front beteiligt. 1946
in den Ruhestand versetzt. 1957 gibt sich der sowjetische AgentWilliam Fisher bei seiner Verhaftung in den
USA für den inzwischen verstorbenen Rudolf Abel aus, um so die Moskauer
Zentrale über seine Festnahme zu informieren.
Awramow, Ruben (urspr. Ruben Lewy/Levy) (23.9.1900-1986), bulgarischer Kommunist,
sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: L. Michailow). Sephardischer
Jude. 1921 Mitglied der KP Bulgariens; 1925 nach dem Attentat auf die
Sophienkathedrale (25.4.1925) in Sofia in Abwesenheit zum Tode verurteilt,
Flucht in die Sowjetunion. 1926-28 Studium an der Internationalen Lenin-Schule.
Mitglied des EKKI der Komintern. Ausbilder an Funktionärsschulen. 1936-39 als
General Miguel Gómez sowjetischer Spitzenfunktionär im Spanischen Bürgerkrieg.
1941-43 Leiter der Kominternschule in Kuschnarenkowo. Nach dem Zweiten
Weltkrieg Spitzenfunktionär der KP Bulgariens, u.a. 1948-70 Erziehungsminister.
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