Das
Kalenderblatt der Dienste ist ein Kind des Lexikons der Geheimdienste im 20.
Jahrhundert, das ich – zusammen mit Stefan Schäfer und Matthias Uhl – im Jahre
2003 herausbrachte. Es entwickelte sich in den Folgejahren weiter zu einem
Umfang, der es ausschließt, veröffentlicht zu werden. Jetzt, nach Jahren, mache
ich mir einen Spaß daraus, den Leser in eine Art Chronologie ab und an hineinsehen
zu lassen. Leider ist dieses Verfahren aufwendiger, als ich es mir vorgestellt
hatte, denn immer wieder gerate ich in Zweifel, ob das, was das steht, auch
stimmt, so dass neue Recherchen nötig werden.
16. September 2021 – 120. Geburtstag der sowjetischen
Agentin Jeanne Großvogel-Pesant; 60. Todestag des sowjetischen Geheimdienst-Funktionärs
Wolf Stern; 125. Geburtstag des Theologen und Mehrfachagenten Eduard Winter;
110. Geburtstag des sowjetischen Fallschirmagenten Franz Berger
Jeanne Großvogel-Pesant (16.9.1901 Bevere-Audenarde/Belgien-6.7.1944
Berlin, hingerichtet), ?Französin, sowjetische Agentin. Ehefrau und Helferin
des Agenten Leo Großvogel. Sie leitet die Ostender Filiale der Tarnfirma Le
Roi du Caoutchouc, wird bei der Fahndung nach der Roten Kapelle am 25.11.1942
festgenommen und am 6.7.1944 durch Enthaupten in Berlin-Charlottenburg
hingerichtet.
Wolf Stern
(urspr.: Jonas Leib Stern) (15.12.1897
Woloka/Bukowina/Österreich-Ungarn-16.9.1961), sowjetischer
Geheimdienst-Funktionär, deutscher Offizier. Bruder von Manfred Stern. Im Ersten Weltkrieg als Fähnrich in der
k.u.k. Armee; danach in der rumänischen Armee; aus dieser in den 1920er Jahren
in die Sowjetunion desertiert. Tätigkeit für die GRU; Auslandseinsätze in Wien
(Ende der 20er Jahre) und Paris (Anfang der 30er Jahre) und Spanien. Anfang
1939 erneut in der Sowjetunion. 1941-50 in der Kriegsgefangenenarbeit des NKWD; dabei 1944/45 für die kommunistische Umerziehung
des Feldmarschalls Friedrich Paulus eingesetzt. Anfang der 1950er Jahre
verhaftet, unter Hausarrest gestellt. Mitte der 1950er Jahre Ausreise in die
DDR, dort Offizier der NVA, zuletzt Oberst und Leiter des Instituts für
Militärgeschichte.
Eduard Winter, Prof. Dr. theol. (16.9.1896
Grottau/Nordböhmen-3.3.1982 Ost-Berlin), Theologe, Wissenschaftler,
Mehrfachagent. 1915-19 Studium der katholischen Theologie und der Geschichte in
Innsbruck. 1919 Priesterweihe, sodann bis 1945 an der Deutschen Universität
Prag, dort Promotion und Habilitation, 1929-41 Professor für Kirchengeschichte,
1941 als Mitglied der SS von den priesterlichen Amtspflichten entbunden,
Professor für Geistesgeschichte; zugleich mindestens 1945 als Mitarbeiter des SD
in Prag eingesetzt. Sodann 1945-47 Forschungs- und Lehrtätigkeit in Wien;
zugleich und in der Folgezeit für einen sowjetischen Geheimdienst tätig. 1947
Professor für osteuropäische Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle,
dort 1948-51 Rektor. 1951-66 Ordinarius am Institut für Geschichte der Völker
der UdSSR der Ost-Berliner Humboldt-Universität; zugleich Mitarbeiter der HVA
des MfS.
Franz Berger (16.9.1911 Lichtenegg b.
Wels/Österreich-?1942/43, vermisst), österreichischer Hilfsarbeiter, sowjetischer Agent
(Decknamen: Reuter, Emil). Mitglied der SDAP, Teilnahme am Februaraufstand
1934. 13.2.1934 in der Oststeiermark verhaftet. Sommer 1934 Flucht über die
Tschechoslowakei in die Sowjetunion. Instrukteur für Alpinistik, Eintritt in die
KPÖ. Im Spanischen Bürgerkrieg Bataillonskommandeur (österreichisches Bataillon
12. Februar 1934) bei den Interbrigaden, ab Sommer 1938 Stabschef der
XI. Inter-Brigade. 1939 nach Paris geflohen, von dort in die Sowjetunion
zurückgereist. Im Frühjahr 1941 aufder
Sonderfahndungsliste SU als: B192, RSHA IVA1, IVA2, Stapo Halle/Saale. Agent o.
Mitarbeiter der ?GRU. 18./19.5.1942 als Leiter einer Gruppe von
Fallschirmagenten (vermutlich der GRU) über den Generalgouvernement
abgesprungen. Ums Leben gekommen.
11. September 2021 – 120. Geburtstag des kommunistischen
Geheimdienst-Funktionärs Jonny Dettmer; 80. Jahrestag des von Stalin
angeordneten Massenmords an ca. 160 politischen Gefangenen aus dem Gefängnis
von Orjol bei der Annäherung der deutschen Wehrmacht, unter den Getöteten
etliche Männer und Frauen mit Geheimdienst-Karrieren, so Fritz Eichenwald, Joseph
Erdmann, Franz Faustmann, Warwara Jakowlewa, Christian Rakowski, Georgij Sibold
und Julius Trossin
Jonny Dettmer (auch unrichtig: Johnny) (11.9.1901
Hamburg-19.5.1934 ebd., hingerichtet), kommunistischer Geheimdienstfunktionär.
In den 1920er/30er Jahren im M-Apparat in Hamburg, bereits 1923 beim dortigen
Aufstandsversuch als Waffenschmuggler tätig; Anfang der 1930er Jahre Leiter der
Roten Marine im M-Apparat; in dieser Funktion führend bei der Ermordung von
NS-Mitgliedern tätig. 1933 festgenommen und 1934 im Roten-Marine-Prozess zum
Tode verurteilt. Mit dem Beil hingerichtet.
Fritz Eichenwald (russ. Namenszusatz:
Moritzowitsch, Эйхенвальд Фриц Морицович) (29.5.1901 Illva/Böhmen-11.9.1941
Orjol, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär (Deckname o.
Klarname: Joseph Schmitz). 1921-28 Chemiestudium in Berlin. 1924 Mitglied der
KPD und Funktionär in Recklinghausen. Mitarbeiter im BB-Apparat. März 1933
Emigration in die Schweiz, dort Physikstudium. Nach kurzer Verhaftung im Juli
1934 wg. kommunistischer Umtriebe aus der Schweiz ausgewiesen. Über Österreich
Anfang 1936 in Prag. Von dort vermutlich 1936 nach Moskau einbestellt, dort als
Ingenieur tätig. Am 27.4.1937 verhaftet und am 2.8.1937 wg. Teilnahme an einer
Terrororganisation zu 10 (+ 5) Jahren Haft verurteilt. Wird im Frühjahr 1941
vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: E35, RSHA IVE5,
Stapo Recklinghausen. Bei Annäherung der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941
zusammen mit 160 anderen politischen Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD
erschossen. 26.7.1990 in der Sowjetunion posthum rehabilitiert.
Joseph Erdmann (russ. Namenszusatz: Nikolaijewitsch, Эрдман Иосиф Николаевич) (4.12.1900 Labischin/Posen-11.9.1941
Orjol, hingerichtet), Schlosser, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär.
Schlosser in Bromberg, Essen, dann 1922 in Berlin. 1918 Mitglied der USPD, 1920
der KPD, 1926 in der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln, Mai 1927 wg.
Kritik ausgeschlossen, Mai 1928 wieder aufgenommen. 1929-33 Stadtverordneter in
Berlin; zugleich im AM-Apparat. Februar 1933 festgenommen und in KZ-Haft.
Freigelassen und abgetaucht, 1935 Emigration in die Tschechoslowakei. 1936 in
die Sowjetunion, dort Anfang November [o.30.10.]1936 im Moskauer
Emigrantenhotel Baltschuk verhaftet. Ohne klare Spur verschwunden. 23.7.1937 zu
8 Jahren Lagerhaft verurteilt. 1954 wird Erdmann ehemaliger Frau mitgeteilt,
dass er 1936 wg. Spionage für Deutschland zu 10 Jahren Lager verurteilt worden
sei. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU
ausgeschrieben als: E82, Gorki, RSHA IVA1. Bei Herannahem der deutschen
Wehrmacht am 11.9.1941 im Gefängnis von Orjol zusammen mit weiteren 160
politischen Häftlingen vom NKWD erschossen. 6.7.1990 posthum in der Sowjetunion
rehabilitiert.
Franz Faustmann (russ. Namenszusatz:
Simonowitsch, Фаустман Франц Симонович) (25.2.1909 Spital o. Sital am Semmering-11.9.1941
Orjol, hingerichtet), Bergmann, mutmaßlicher kommunistischer Agent, angeblicher
deutscher Agent. 1931 Eintritt in die KPÖ. Ende 1932 in die Sowjetunion
ausgewandert. Juni 1937 festgenommen, 25.10.1938 wg. Spionage zu 20 Jahren
Arbeitslager verurteilt. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der
Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: F23, Prokpjest, anzuwerben als
V-Mann, RSHA IVA2. Bei Annäherung der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 zusammen
mit 160 anderen politischen Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD
erschossen. Posthum rehabilitiert am 26.7.1990.
Warwara Nikolajewna Jakowlewa (Яковлева
Варвара Николаевна) (1.1. o. 19.12.1884
Moskau-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), sowjetische Politikerin,
Geheimdienst-Funktionärin. Die Tochter eines wohlhabenden Moskauer Juweliers
schlägt frühzeitig die Kariere einer sozialistischen Revolutionärin ein. 1904
Mitglied der SDAPR. In den Folgejahren viermal in Verbannung, aus der sie
entkommt, schließlich im Ausland mit Stationen in Paris, Berlin und Warschau.
Zur Februarrevolution 1917 zurück in Russland, nimmt an der ZK-Sitzung der
SDAPR(B) im Oktober 1917 teil, während der der Aufstand beschlossen wird. Neben
anderen Funktionen 1917/18 Mitglied des Kollegiums der Tscheka, nach der
Ermordung von Tscheka-Chef Moissej Urizkij am 30.8.1918 De-facto-Vorsitzende
der Tscheka des Nordgebietes. Sie übt in dieser Funktion eine
Schreckensherrschaft aus, die schließlich im Januar 1919 zu ihrer Ablösung und
zum Rückruf nach Moskau führt. Danach in anderen Staats- und hohen
Parteifunktionen, vor allem 1930-37 als Kommissarin für Finanzen der Russischen
SSR in Moskau tätig, bis zur Verhaftung am 12.9.1937. In den letzten beiden
Jahren bis hierhin betätigt sie sich zudem als Denunziantin gegenüber
ehemaligen Genossen im Verfolg der Großen Säuberung. Am 24.5.1938 zu 20 Jahren
Haft verurteilt. Bei Herannahen der deutschen Wehrmacht wird Jakolewna zusammen
mit 160 anderen politischen Häftlingen am 11.9.1941 im Gefängnis von Orjol nach
einer am 8.9.1941 ergangenen Weisung von Lawrentij Berija erschossen. 1958
posthum in der Sowjetunion rehabilitiert.
Christian (Christo) Rakowski (russ. Namenszusatz:
Georgijewitsch, urspr. Krystju Statsev, Раковский Христиан Георгиевич) (1.8.1873 Kotel/Dobrudscha-11.9.1941 Orjol,
hingerichtet), sozialdemokratischer später bolschewistischer Funktionär. Vor
dem Ersten Weltkrieg sozialdemokratischer Funktionär in Bulgarien und Rumänien.
Während des Ersten Weltkriegs zugleich besoldeter Agent des deutschen Auswärtigen
Amtes; hierbei enge Zusammenarbeit mit Alexander Helphand. Ab 1917 Mitglied der
Bolschewiki. Sodann hoher Funktionär im sowjetischen Partei- und Staatsapparat (im Bild zusammen mit Leo Trotzki, ca. 1918).
1927 erster Parteiausschluss. Im dritten Moskauer Schauprozess 1938 als
angeblicher britischer Agent zu 20 Jahren Haft verurteilt. Bei Herannahmen der
deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 zusammen mit 160 anderen politischen
Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD erschossen.
Georgij Wladimirowitsch Sibold (?o. Georg
Siebold, Зибольд Георгий Владимирович) (1897-11.9.1941 Orjol, hingerichtet),
Deutscher, sowjetischer Geheimdienstfunktionär, zuletzt Intendant zweiten
Ranges. 1916 Absolvent der Kriegsschule Pawlowsk. Reserveoffizier. 1924-26 bei
der GRU. 1926-28 Beamter im sowjetischen Generalkonsulat in Täbris/Persien,
Sekretär im Konsulat Urmia/Persien und im Konsulat Kars/Türkei. 1928-30 Agent
mit dem Spitznamen Persansnefti. 1930-36 Gehilfe des Leiters der
Sprachenausbildung bei der GRU. 1936-38 stellvertretender Leiter der
Registratur der GRU. Im März 1938 aus der Roten Armee entfernt. Bei Herannahmen
der deutschen Wehrmacht zusammen mit 160 anderen Häftlingen im Gefängnis von
Orjol vom NKWD erschossen.
JuliusTrossin (o. Trosin, Julius Franz, Троссин Юлиус)(15.1.1896
Stettin-11.9.1941 bei Orjol, hingerichtet), Seemann, deutscher Mehrfachagent.
Mitglied der KPD, Kurier für die GRU zwischen Hamburg und den USA sowie
zwischen dem Baltikum und Frankreich. Am 6.7.1933 von der Gestapo verhaftet,
der er zahlreiche Verbindungen aufdeckt. Seine Aussagen führen u.a. zum
Zusammenbruch des sowjetischen Netzes in Estland. Trossin wird sodann von der
Gestapo als deren Doppelagent in die Sowjetunion geschickt. Dort enttarnt und
am 4.8.1933 verhaftet, am 4.11.1933 wg. Spionage zu 10 Jahren Arbeitslager
verurteilt. Am 8.9.1941 zum Tode verurteilt, am 11.9.1941 bei der Räumung
seines Gefängnisses zusammen mit 157 anderen Inhaftierten vom NKWD erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA
auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: T117, Lubjanka-Gefängnis,
Moskau, RSHA IVA1, IVA2. In der Sowjetunion posthum rehabilitiert in zwei
Verfahren, 1989 und 26.7.1990.
10. September 2021 – 110. Geburtstag des kommunistischen
Geheimdienst-Mitarbeiters Otto Falke; 125. Geburtstag des sowjetischen
Geheimdienst-Funktionärs Jakob Locker, alias Franz Miller
Otto Falke (10.9.1911-), Elektromonteur,
kommunistischer Geheimdienst-Mitarbeiter. In den 1930er Jahren im E-Ressort
(SPD) des AM-Apparats der KPD in Wuppertal, zur Tarnung auch in der SA.
2.7.1936 festgenommen, 6.3.1937 zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Jakob Locker (russ. Namenszusatz Germanowitsch; Локкер Яков Германович (10.9.1896
Kronstadt/Siebenbürgen/Österreich-Ungarn-8.5.1939 Butowo b. Moskau,
hingerichtet), sowjetischer Geheimdienst-Funktionär, zuletzt
Bataillon-Kommissar (17.2.1936) (Decknamen: Friedrich Konrad, Фридрих Конрад,
Franz Miller, МиллерФранц). 1912-18 Mitglied der Sozialdemokratischen Union der jüdischen Jugend
Paolej Zion, 1912-18 von anarchosyndikalistischen Gruppen, 1918-25 der KPÖ und 1925-27 der KPD,
seit 1927 der KPdSU. Im Ersten Weltkrieg Soldat der k.u.k. Armee, gegen Kriegsende
desertiert. Seit 1921 bei der Roten Armee unter dem Decknamen Franz Johannowitsch (o. Iwanowitsch) Miller (МиллерФранцИоганнович, Иванович), geb. 1896 in Danzig, zunächst
als Illegaler der GRU in Lemberg Aufbau eines illegales kommunistisches Netzwerks
(zusammen mit Ignatz Reiss-Porezkij). Sodann als Agent in Österreich,
Deutschland, Polen, Rumänien und China. Ende der 1920er Jahre in Wien, bzw.
Wiener Neustadt. Dort mit ca. 60 Agenten aufgeflogen. Flieht nach Berlin. Dort
unter den Namen Franz Birk bzw. Jacob Locker Beziehung zur Abwehr IIIF (Richard
Protze, der ihn zutreffend als Stabshauptmann und Agenten in China unter
Borodin beschreibt). Wickelt über diesen mit Genehmigung der Reichswehrführung
den Ankauf von U-Bootkonstruktionsunterlagen in Den Haag (deutsche Tarnfirma
unter Korvettenkapitän Blum) ab. Beliefert die Abwehr mit Informationen über
die polnische Armee; setzt hierfür zwei ungarische Offiziere (Juden) als
Unteragenten ein (?Decknamen: Ungern, einer davon Fritz). Kurz vor Hitlers Machtergreifung
aus Berlin abgezogen. Sodann weiterhin Kontakte zur Abwehr in der Schweiz o.
über die Schweiz (noch 1937).Von dort 1937 nach Moskau zurückbeordert, aus der Roten
Armee entlassen. Vor der Festnahme wohnhaft in Moskau, Hotel Nowo-Moskowskaja
als Bataillons-Kommissar der GRU. Verhaftet im Februar 1939 wg. Spionage; vom
Militärkollegium des Obersten Gerichts der Sowjetunion am 14.3.1939 zum Tode
verurteilt, am 8.5.1939 erschossen. Posthum rehabilitiert am 4.8.1956.
7. September 2021
– 135. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Mitarbeiters Hermann Ungar
Hermann Ungar (?recte: Unger, Унгер Герман) (7.9.1886 Kassel-6.11.1937
Butowo b. Moskau, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1914
als Techniker nach Königsberg, 1915 als Techniker und Ingenieur in Berlin, 1918
Mitglied der SPD, 1919 der USPD, 1923 der KPD. 1929 als Oberingenieur bei der
sowjetischen Handelsvertretung angestellt, in Wirklichkeit beim AM-Apparat
beschäftigt. Als Anfang 1934 mehrere deutsche Mitarbeiter der sowjetischen
Handelsvertretung von der Gestapo verhaftet werden, entkommt Ungar in die
Sowjetunion. Dort bei der Eisenbahn beschäftigt, im Juli o. am 10.8.1937 vom
NKWD verhaftet, am 16.11.1937 wg. Spionage für Deutschland und Mitgliedschaft
in einer rechtstrotzkistischen terroristischen Organisation vom
Militärkollegium des Obersten Gerichts der Sowjetunion zum Tode verurteilt, am
selben Tag erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste
SU ausgeschrieben als: U14, Moskau, als V-Mann anzuwerben, RSHA IVA1, IVA2. In
der Sowjetunion am 23.3.1998 posthum rehabilitiert. Die Ehefrau, Elfriede Ungar
(14.8.1892-27.9.1967), wird am 2.12.1937 in der Sowjetunion festgenommen und im
Juni 1938 nach Deutschland ausgewiesen; ihr Mann wird ihr gegenüber im
Nachhinein zum 31.12.1937 für tot erklärt.
3. September 2021 – 90. Geburtstag des Militär-Geheimdienstlers
Günter Oldenburg; 160. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Mitarbeiters
Heinrich Arenz; 40. Todestag des sowjetischen Militär-Geheimdienstlers Alexej Asmolow
Günter Oldenburg
(3.9.1931 Stettin-18.6.2010),
NVA-Offizier, zuletzt Generalmajor (7.10.1974). 1949 Eintritt in die Deutsche
Volkspolizei, später Wechsel zur NVA. 1982-87 Militärattaché in der
Sowjetunion. 1987 kommandiert zum Chef der Aufklärung im Ministerium für
Nationale Verteidigung der DDR, 1989 stellvertretender Chef Aufklärung und Chef
der 2. Verwaltung Bereich Aufklärung; bis 30.4.1990: Entlassung in den
Ruhestand.
Heinrich Arenz (3.9.1861 Köln-4.9.1943 Bonn,
Selbstmord), Straßenbahnschaffner, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. In
den 1930er Jahren Mitglied im AM-Apparat der KPD. Im März 1933 in den Kölner
Stadtrat gewählt, kann jedoch das Mandat wg. des Verbots der Betätigung der KPD
nicht antreten. Flieht ?1934 nach Frankreich. Dort bei Kriegsbeginn interniert.
Wird 1940 durch das RSHA irrtümlich zur Fahndung in Großbritannien
ausgeschrieben. 1943 in Frankreich festgenommen und nach Deutschland überstellt,
Selbstmord in der Haft.
Alexej Nikitowitsch Asmolow (Асмолов Алексей Никнтович) (30.3.1906
Alexaschkino-3.9.1981 Moskau), sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname:
Leonid), zuletzt Generalmajor (19.4.1945). Ab 1928 Angehöriger der Roten Armee,
1932 Mitglied der KPR(B). 1939 Abschluss an der Frunse-Militärakademie. 1942
Abteilungsleiter für die Partisanenbewegung beim Kriegsrat der Nordwestfront.
Leitet 1941-43 Partisaneneinsätze im Raum Leningrad. Im August 1944 als Oberst
Leiter eines Kommandounternehmens, das mit 1000 Fallschirmspringern im Raum
Banska Bystrica durchgeführt wird, um in der Slowakei einen Aufstand gegen die
deutsche Besatzung auszulösen; das Unternehmen scheitert. Asmolow wird hierbei
von den Sowjets als stellvertretender Stabschef der slowakischen
Verbände eingesetzt. 1952 Abschluss an der Akademie des Generalstabes,
jedoch weiterhin für das MGB und später den KGB tätig. 1956 nach der Geheimrede
Chruschtschows in den Ruhestand.
2. September 2021 – 120. Geburtstag de slowakischen
Politikers und ungarischen Agenten Franz Karmazin
Franz Karmazin (2.9.1901-25.6.1970),
Politiker, Agent. Vor dem Zweiten Weltkrieg führender Funktionär der
Karpathendeutschen Partei; während des Krieges Staatssekretär in der Slowakei;
deswegen in der Tschechoslowakei 1947 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Lebt
nach dem Krieg unter dem Aliasnamen Franz Dibak in Westdeutschland; führender
Funktionär der sudetendeutschen Landsmannschaft und des Witiko-Bundes; zugleich
Agent des ungarischen Geheimdienstes.
31. August 2021 – 80. Todestag der russischen Dichterin
und mutmaßlichen sowjetischen Agentin Marina Zwetajewa
Marina Iwanowna Zwetajewa (26.9./8.10.1892
Moskau-31.8.1941 Jelabuga/Tatarische SSR), russische Dichterin,
Schriftstellerin, mutmaßliche sowjetische Agentin. 1908 Studium der
Literaturgeschichte an der Sorbonne, Paris. Lebt während des Ersten Weltkriegs
auf der Krim, während des Bürgerkriegs in Moskau, wo eine ihrer beiden Töchter
verhungert. Flieht 1922 nach Deutschland, in Berlin 15.5.-Ende Juli 1922, wohnt
dort vorübergehend beim GPU-Agenten Ilja Ehrenburg. Sodann zusammen mit ihrem
Mann, Sergej Efron, in Prag. Von dort 1925 nach Paris, nur geringe Beachtung
als Dichterin. Wie ihr Ehemann Sergej Efraon wird auch sie vermutlich Agent der
OGPU; erhält nach dessen Flucht nach Moskau sein Gehalt in Paris ausbezahlt.
1939 Rückkehr nach Moskau. Dort 1941 nach Jelabuga ausgewiesen, begeht sodann
Selbstmord. Ihre Werke werden ab Mitte der 1950er Jahre von ihrer Tochter
Adriana herausgegeben. Gilt heute als eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen
des 20. Jahrhunderts.
30. August 2021 – 140. Geburtstag des deutsch-finnischen
Agenten Walter von Gerich
Walter Harald von Gerich (30.8.1881
Helsingfors/Finnland/Russisches Reich-1.9.1939 Helsinki/Finnland, Unfalltod),
deutscher Agent (Deckname: Friedrich Walter von Rautenfels). 1905/06 Leutnant
in einem finnischen Gardeverband der russischen Armee. 1907-16 Direktor des
Wyborger Gefängnisses. September/Oktober 1916 illegal über Schweden nach
Deutschland ausgereist. Nunmehr (?und zuvor) Agent des
Marinenachrichtendienstes N, von diesem als diplomatischer Kurier getarnt,
reist u.a. mit Sprengstoff im falsch deklarierten Diplomatengepäck zwischen
Berlin Schweden und Norwegen. Dort nach Beobachtung durch die norwegische
Polizei in Flagranti festgenommen und Ende Juni 1917 abgeschoben. Der Fall um
diesen zugleich aufgeflogenen deutschen Sprengstoffverteilungsring löst die
Rautenfels-Affäre aus. Von Deutschland aus Anfang 1918 zum
Finnland-Unternehmen, dort Offizier bei den Weißen. Danach als Geschäftsmann in
Finnland tätig.28. August 2021 – 60. Jahrestag der Entführung des
Journalisten Hans Joachim Helwig-Wilson nach Ost-Berlin; 65. Todestag des Sowjetagenten
Rudolf Herrnstadt; 110. Geburtstag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs
Iwan Agajanz
Hans Joachim Helwig-Wilson (12.3.1931 Berlin-14.9.2009),
Bildjournalist, vorgeblicher Agent. In den 1950er Jahren als Bildreporter für
das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen tätig. Am 28.8.1961 unter einem
Vorwand in die Redaktion der Zeitung Neues Deutschland nach Ost-Berlin
gelockt, dort festgenommen und am 22.2.1962 wg. angeblicher Spionage und
schwerer Hetze zu 13 Jahren Haft verurteilt, von denen er vier Jahre in der DDR
verbüßen muss. H-W. war ohne sein Wissen wegen seiner Kontakte zu dem
DDR-Überläufer Heinz Lippmann durch den Doppelagenten Michael Gromnica dem MfS
gegenüber als BfV-Quelle Linse bezeichnet worden. 1965 Abschiebung in die
Bundesrepublik. 1967-93 in der Presseabteilung des Berliner Senats.
Rudolf Herrnstadt (Гернштадт
Рудольф)(18.3.1903-28.8.1966 Halle/Saale), Journalist, sowjetischer Agent
(Deckname: Arbin o. Albin, Албин), kommunistischer Spitzenfunktionär. In den 1920er
Jahren im AM-Apparat der KPD, Redakteur beim Berliner Tageblatt, 1928
als dessen Korrespondent nach Prag, seit 1929 Agent der GRU, 1932 deren
Resident in Warschau. 1933 Rückruf nach Moskau, im selben Jahr nach Prag
entsandt, sodann wieder in Warschau, dort zusammen mit seiner Lebensgefährtin,
der Sowjetagentin Ilse Stöbe (Alta), der er im August 1939 die Leitung des
Rings übergibt, u.a. den von ihm als sowjetische Spitzenquelle geworbenen und
geführten Diplomaten Rudolf von Scheliha. 1939-45 als Emigrant in der
Sowjetunion, Mitarbeiter der Komintern; hierbei 1942/43 Instrukteur für
sowjetische Fallschirmagenten, sodann Mitbegründer des NKFD. 1945 Rückkehr nach
Deutschland, Spitzenfunktionen in der SED, u.a. Chefredakteur des Neuen Deutschland,
bis Juli 1953: Verlust aller Ämter, 1954 wegen fraktioneller Tätigkeit aus der
SED ausgeschlossen. (im Bild links, zusammen mit dem Mit-Agenten Rudolf Kegel, 1946).
Iwan Iwanowitsch Agajanz (АгаянцИванИванович) (28.8.1911 Jelisabetpol-12.5.1968
Moskau), sowjetischer Geheimdienstfunktionär, zuletzt Generalmajor. Armenier. Seit
1930 Mitarbeiter der OGPU. 1936 zur Auslandsaufklärung versetzt (INO). Ein Jahr
später unter der Tarnung eines Mitarbeiters der sowjetischen Handelsvertretung
in Paris als Agent der INO tätig. Schleust 1938 die spanischen KP-Funktionäre
Josè Diaz und Dolores Ibárruri nach Moskau. Ab 1941 Resident des NKGB im Iran
(Deckname: Iwan Iwanowitsch Angarow). Nach Kriegsende erneute Tätigkeit in
Paris, dort NKGB-Resident. 1947 Rückkehr nach Moskau, dort in der Zentrale der
Auslandsaufklärung in verschiedenen Dienststellungen eingesetzt; zunächst Chef
der für Europa zuständigen Verwaltung, dann seit 1959 Chef der neuen Abteilung
D(esinformation); löst in dieser Funktion durch die Belieferung der Zeitschrift
Der Spiegel mit KGB(?)-Material den Sturz von Verteidigungsminister
Franz Josef Strauß aus (® Spiegel-Affäre). 1967
Ernennung zum stellvertretenden Chef der 1. Hauptverwaltung des KGB.
27. August 2021 – 120. Geburtstag des französischen
Sowjetagenten Pierre Villon
Pierre Villon (urspr.: Roger
Samuel Ginsburger; auch falsch: Roger Walter Ginsburg) (27.8.1901
Sulz/Oberelsaß [heute: Soultz/Dep. Haut-Rhin]-6.11.1980 Vallauris/Dep. Alpes-Maritimes), Architekt,
kommunistischer Politiker, sowjetischer Agent (Decknamen: Antoine; Cantais;
Philippe; Walter). Ende der 1920er Jahre als Architekt in Paris tätig;
gleichzeitig unter dem Decknamen Walter Anlaufpunkt für Komintern-Agenten.
Bereits gleich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in den Untergrund abgetaucht;
Annahme des Namens Pierre Villon, den G. später beibehält. 8.10.1940
festgenommen; 17.1.1942 aus der Haft entflohen, Mitgründer des Front National,
ab 1942 im Conseil National de la Resistance. Nach dem Krieg bekannter
kommunistischer Politiker, 1946-76 (mit einer Unterbrechung 1962-67) Mitglied
der Nationalversammlung und führender Funktionär der KPF.
25. August 2021 – 115. Geburtstag des kommunistischen
Geheimdienstlers Josef Bender; 115. Geburtstag des Abwehrmitarbeiters,
CDU-Politikers und angeblichen Gestapo-Agenten Eugen Gerstenmaier
Josef Theo Bender
(25.8.1906 [Wuppertal]-Elberfeld-?), Arbeiter, kommunistischer
Geheimdienst-Funktionär. Ab ca. 1931 Leiter des AM-Apparats der KPD in
Wuppertal. Wird 1940 vom RSHA irrtümlich in Großbritannien vermutet und zur
Fahndung dort ausgeschrieben. Im deutschen Machtbereich festgenommen und am 4.3.1942
zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Eugen Gerstenmaier, Dr. Dr.
(25.8.1906-13.3.1986), Theologe, Politiker, angeblicher Agent. Im Zweiten
Weltkrieg am aktiven Widerstand gegen Hitler beteiligt. Beschäftigt beim
Auswärtigen Amt, sodann beim Amt Ausland/Abwehr; nutzt diese Dienststellung für
Reisen in die Schweiz. Am Tag des Attentats vom 20.7.1944 verhaftet und am
11.1.1945 zu einer siebenjährigen Zuchthausstrafe verurteilt (Bild: G. vor dem Volksgerichtshof); im April 1945
befreit. Nach dem Krieg prominenter Politiker der CDU, u.a. seit 1949 MdB und
seit 1954 Präsident des Deutschen Bundestages. In den 1960er Jahren Opfer einer
lang andauernden Verleumdungskampagne mit der Behauptung, Gerstenmaier sei SD-Agent
(Registriernummer P 38/546) gewesen und habe den Auftrag gehabt, in die
Verschwörer des Kreisauer Kreises einzudringen, die er sodann der Gestapo
denunziert habe. Maßgeblicher Miturheber und Bearbeiter der Aktion ist der
MfS-Agent Hans-Joachim Seidowsky. Die Kampagne, die in Westdeutschland willig
aufgegriffen wird, ist ein Auftragswerk des SED-Politikers Albert Norden an die
Abteilung X (Desinformation) der HVA. Da die ursprüngliche Kampagne keine
rechte Wirkung zeigt, wird Ende der 1960er Jahre das Gerücht nachgelegt,
Gerstenmaier habe zu Unrecht Wiedergutmachungsleistungen erhalten; diese Angelegenheit
wird im Januar 1969 von der Zeitschrift Stern „enthüllt“; Gerstenmaier tritt
daraufhin von seinem Posten als Bundestagspräsident zurück. Die kurz darauf von
Albert Norden veröffentliche Broschüre Vom SD-Agenten... geht in ihrer
politischen Wirkung ins Leere; ein durch Desinformation dauerhaft beschädigter
Politiker bleibt zurück. Ein Ermittlungsverfahren wg. des Verdachts des
Betruges wird 1974 eingestellt.
21. August 2021 – 80. Todestag des kommunistischen
Geheimdienstlers Johann Dombrowski; 100. Geburtstag des CDU-Politikers und MfS-Agenten
Wolfgang Heyl
Johann Dombrowski (13.4.1903 Stolp-21.8.1941
Berlin, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1923 Mitglied
der KPD. 1925 führend am Aufbau des Rotfrontkämpfer Bundes beteiligt,
Mitarbeiter im AM-Apparat. April-November 1933 KZ-Haft. Dezember 1933 Flucht
nach Amsterdam, Rückkehr nach Hamborn. 1937 Leiter des M-Apparats Ruhr,
organisiert in dieser Funktion Industrie- und Wehrmachtsspionage. Im März 1939
verhaftet, im März 1941 zum Tode verurteilt, hingerichtet.
Wolfgang Heyl (21.8.1921 Borna-14.5.2014),
DDR-Funktionär, Agent. 1939 Mitglied der NSDAP. 1941-45 Wehrdienst, zuletzt Oberleutnant.
1945 kurzfristige sowjetische und US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
1945-47 Zimmermann. 1949 Mitglied der CDU (Ost), darin zahlreiche Funktionen,
u.a 1958-66 stellvertretender Generalsekretär, sodann bis 1989
stellvertretender Vorsitzender. Auch zahlreiche Staatsfunktionen, u.a. 1958-90
Mitglied der Volkskammer; zugleich (nach Gerken) zumindest in den 1950er/60er
Jahren Agent des MfS (Deckname: Herold).
20. August 2021 – 50. Todestag des Luftwaffenoffiziers
und Nachrichtendienstlers Jens Peter Petersen: 40. Todestag des sowjetischen
Agenten Sándor Radó
Jens Peter Petersen
(12.10.1893 Bredebro/Tondern-20.8.1971 Stuttgart) Luftwaffenoffizier,
zuletzt Generalmajor (1.1.1944). Im Ersten Weltkrieg Kriegsfreiwilliger,
zuletzt als Leutnant d.R. Luftbeobachter. 1934 Eintritt in die Luftwaffe.
1938-30.9.1942 (o. 30.4.1940-27.12.1942) als Oberst Luftattaché in Stockholm (zeitgleich
Leiter der KO Schweden o. Resident des SD-Ausland). Danach andere Verwendungen
bzw. Führerreserve. 2.5.1945-10.3.1947 Kriegsgefangenschaft.
Sándor Radó (auch: Alexander
Rado, Alexander Radolfi) (5.11.1899 Újpest (Budapest)-20.8.1981 Budapest), ungarischer
Kartograph und Geograph, sowjetischer Agent (Deckname: Albert, ab 1941
Funkdeckname: Dora). 1917 Einberufung zur k.u.k. Armee; zugleich Beginn des
Jurastudiums in Budapest. Dezember 1918 Mitglied er KP Ungarns. 1918/9 Teilnahme
an der ungarischen Räterevolution, sodann im Juli Flucht nach Österreich.
Beginn des Geographiestudiums in Wien und 1920 Gründung der sowjetischen
Nachrichtenagentur Rosta-Wien, die Informationen in die Sowjetunion
liefert, und später in Intel umbenannt wird. 1922 Übersiedlung nach
Deutschland; Fortsetzung des Studiums in Jena; Mitglied im M-Apparat der KPD.
Im Oktoberaufstand 1923 operativer Leiter der Proletarischen Hundertschaften
in Sachsen. 13.10.1923 Festnahme; 1924 Flucht in die Sowjetunion. Mitte der
1920er Jahre Korrespondent der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS in Berlin,
Mitarbeiter der Komintern. 1933 Wechsel nach Paris. 1935 Wechsel zur GRU. Ab
März 1936 Resident der GRU in der Schweiz. Gründet im August 1936 zur Tarnung
die Presseagentur Atlas Permanent S.A. in Genf. Unterhält ein
Agentennetz in der Schweiz. Leitet im Zweiten Weltkrieg, nach dem Abzug von
Ursula Kuczynski, die sowjetischen Spionageringe in der Schweiz. Radó taucht im
Oktober 1943 nach der weitgehenden Enttarnung seiner Organisation unter; er
wird am 18.5.1944 verhaftet, jedoch bereits nach 111 Tagen wieder auf freien
Fuß gesetzt; flieht sodann nach Frankreich. Eine Anklage vor dem
Militärtribunal wegen Spionage im Frühjahr 1945 endet nach Intervention des
schweizerischen Nachrichtendienstes mit dem Freispruch von Radó, der kurz
darauf nach Moskau zurückgerufen wird; dort verhaftet und zu einer langjährigen
Freiheitsstrafe verurteilt (1947 in Abwesenheit in der Schweiz wegen Spionage
verurteilt), aus der er 1955 freigelassen wird. Sodann Übersiedlung nach
Ungarn, wo er bis 1966 Geografie und Kartografie lehrt.
19. August 2021 – 140. Geburtstag des holländischen Mehrfachagenten
Alois Snep
Alois (Aloisius) Petrus Laurenzius Snep
(19.8.1881 Westervoord-März 1961 St. Albans/England), Niederländer,
Polsterer, Dekorateur, Mehrfach-Agent (deutscher Deckname: GV88; sonst: Sloot;
Slooter; Sleeper). Vor Beginn des Ersten Weltkriegs als britischer Agent gegen
Deutschland, von Amsterdam aus operierend, im ?Juli 1914 in Duisburg
festgenommen. 1914 in Deutschland wg. Spionage zu 10 Jahren Zuchthaus
verurteilt, die zum Teil in Essen verbüßt werden. Ende 1918 auf freien Fuß
gesetzt. Erneut gegen Deutschland operierend, später an den französischen Dienst
übergeben, als Briefe schreibender Werber tätig. 1935 erneut in Hannover und im
Ruhrgebiet in Erscheinung getreten. Von Abwehr III F gegen Zahlung von 25.000
Mark überworben; verrät die französischen Hintermänner, u.a. den Leiter der
Marinespionage in Dünkirchen, Henri Trautmann, und den angeblichen
Konsulatsbeamten Fontes in Amsterdam; in den kommenden Jahren gegen ein
monatliches Fixum für Richard Protze als Doppelagent tätig. Führt 1938-40 für
Protze die Verbindung zu dem MI6-Mitarbeiter aus dessen holländischer
Residentur, Folkert Arie van Koutrik (unter dessen Abwehr-Decknamen Walbach).
Beim Einmarsch der Deutschen in Holland 1940 flieht Snep in die Schweiz.
17. August 2021 – 115. bzw. 110. Geburtstag der
SD-Funktionäre und Kriegsverbrecher Eduard Strauch und Martin Sandberger
Eduard Strauch (17.8.1906 Essen-15.9.1955 Uccle/Belgien),
SD-Funktionär, zuletzt SS-Obersturmbannführer (20.4.1939). 1931 Mitglied der SA,
Dezember 1931 Übertritt in die SS. Ab 1.7.1934 hauptamtlich beim SD. September
bis Dezember 1939 SD-Einsatz in Polen. Ab 1.3.1941 Leiter des SD-Leitabschnitts
Königsberg. 4.11.1941 Leiter des Einsatzkommandos 2, 3.12.1941 Leiter des
Sonderkommandos 1b zugleich BdS Weißruthenien (Minsk); bis 24.6.1943; sodann
Verbindungsmann des SD beim Chef der Bandenkämpfe (von dem Bach-Zelewski),
5.4.1944 Beauftragter des RSHA-Chefs Ernst Kaltenbrunner beim
Militärbefehlshaber Belgien und Nordfrankreich, 31.5.1944 KdS Wallonien (Lüttich);
bis 11.10.1944. 21.10.1944 Einberufung zur Waffen-SS, Ic-Generalstabslehrgang.
Verwendung nach dem 16.12.1944 unklar. Nach dem Krieg im Einsatzgruppenprozess
zum Tode verurteilt, sodann nach Belgien ausgeliefert, dort erneut zum Tode verurteilt
und in einem Krankenhaus in Uccle verstorben.
Martin Carl Sandberger, Dr. jur. (17.8.1911
[Berlin]-Charlottenburg-30.3.2010 Stuttgart), SD-Funktionär, zuletzt SS-Standartenführer
(30.1.1945). Seit Mai 1935 für den SD tätig, ab Januar 1936 hauptamtlich.
1939/40 als Sturmbannführer Leiter der Einwandererzentrale beim Chef der Sipo
und des SD; zugleich stellvertretender Gruppenleiter I B (Erziehung,
Ausbildung, Schulung) im RSHA. Juni-Dezember 1941 Chef der Einsatzgruppe 1 a;
3.10.1941-Herbst 1943 zum Teil gleichzeitig auch Kommandeur der Sipo und des SD
(KdS) in Estland. Sodann Rückkehr zum Amt I des RSHA. 1.12.1943 Leiter der
Gruppe VI A (Organisation) des Amtes VI
(SD-Ausland); bis Kriegsende. Nach dem Krieg im Nürnberger
Einsatzgruppenprozess am 10.4.1948 zum Tode verurteilt, 1951 Umwandlung in
lebenslange Haft, 1958 entlassen.
15. August 2021 – 80. Todestag des deutschen Agenten
Josef Jakobs; 110. Geburtstag des MfS-Funktionärs Hans Fruck
Josef Jakobs (auch:
Jacobs) (30.6.1898 Luxemburg-15.8.1941 London, hingerichtet), Deutscher, Agent.
August-Dezember 1914 Soldat im 4. Garderegiment zu Fuß, Oktober 1916-November
1918 Leutnant im selben Regiment. 1935-37 in Haft in der Schweiz. Sodann
Schiebergeschäfte mit gefälschten Pässen für ausreisewillige Juden.
Festgenommen und in KZ-Haft. 1940 von der Abwehr angeworben. 31.1./1.2.1941 als
Agent über Ramsay/Huttindonshire/Großbritannien mit dem Fallschirm abgesetzt;
hierbei ein Bein gebrochen. Festgenommen, im August 1941 zum Tode verurteilt;
Jacobs macht im Gerichtsverfahren vergeblich geltend, als Freund Englands
gekommen zu sein. Er wird im Tower erschossen.
Hans Fruck (15.8.1911-15.12.1990),
Werkzeugdreher, kommunistischer Funktionär, MfS-Offizier, zuletzt Generalmajor
(1953). Im Dritten Reich als Werkzeugdreher Leiter einer illegalen kommunistischen
Gruppe, 1943 festgenommen und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren
Zuchthaus verurteilt. 1945 Einstellung bei der Polizei. 1950 Wechsel zum MfS,
Leiter der Verwaltung von Groß-Berlin. 1956 stellvertretender Leiter der HVA;
bis 1977: Entlassung.
13. August 2021 – 115 Geburtstag des sowjetischen Agenten
Karl Helfrich
Karl Helfrich, Dr. (13.8.1906 Lampertheim-31.5.1960 Bonn),
1941/42 Mitarbeiter im Auswärtigen Amt; zugleich Lebensgefährte und Mitagent
(Deckname: Хир [=?Hier]) der GRU-Agentin Ilse Stöbe (Alta). 12.9.1942
festgenommen (Bild: Erkennungsdienstliche Fotos der Gestapo, 1942). Überlebt
das Kriegsende. November 1945 Chefredakteur der Berliner Abendzeitung Kurier.
1948 Teilnehmer eines sowjetisch gesteuerten Kongresses der Intellektuellen zur
Verteidigung des Friedens in Breslau.
11. August 2021 – 140. Geburtstag des Abwehroffiziers
Günther Schwantes
Günther Schwantes (15.10.1881
Kolberg-11.8.1942 Gläsen/Kr. Lobschütz), Offizier, zuletzt Generalleutnant.
1899 Eintritt in die Armee. 18.5.1901 Leutnant. 1.10.1908 für drei Jahre an die
Kriegsakademie kommandiert. 22.3.1912 zum Großen Generalstab kommandiert.
Während des Ersten Weltkriegs im Truppengeneralstab, ausgezeichnet mit dem EK
II und I sowie dem Hausorden von Hohenzollern. 1.10.1919 der Heeresfriedenskommission
zugeteilt. Von dort im Februar 1921 in die Reichswehr versetzt. Nach Truppendienst
September 1925 Versetzung ins Reichswehrministerium, Abteilung T3, 1926
Referent in der Abwehrgruppe der Reichswehr. 1927 als Major stellvertretender
Leiter der Abwehrabteilung. 1.4.1928-31.1.1930
als Oberstleutnant Leiter der Abteilung. Sodann andere Verwendungen, zuletzt:
1938-41 Divisionskommandeur.
9. August 2021 – 140. Geburtstag des ungarischen
Schriftstellers Bela Vago
BelaVago (ung. Vágó Béla; russ. Namenszusatz:
Alexandrowitsch, ВагоБельаАльексвндрович)
(9.8.1881 Keczkemet/Ungarn-10.3.1939 Butowo b. Moskau, hingerichtet),
jüdisch-ungarischer Schriftsteller, mutmaßlicher kommunistischer Agent,
angeblicher deutscher Agent. Hochschulausbildung abgebrochen. Seit 1905
Mitglied der Sozialdemokratie in Ungarn, dort ab 1906 Sekretär. Während des
Ersten Weltkriegs pazifistischer Redner. 1919 führende Rolle in der
kurzzeitigen ungarischen Räterepublik als Innenkommissar und Militärkommandant.
Nach der Niederschlagung des Putsches Flucht ins Ausland (Bild links). Mitglied
der KPD. Heirat mit der deutschen Kommunistin Erna Schaefter. Emigration in die
Sowjetunion, dort Hg. der Zeitung Hammer und Sichel sowie Leiter der
ungarischen Sektion im Verlag für ausländische Arbeiter in Moskau. Verhaftet am
28.2.1938 wg. Spionage und Teilnahme an einer konterrevolutionären
Terrororganisation (Bild rechts); vom Militärkollegium des Obersten Gerichts
der Sowjetunion am 10.3.1939 zum Tode verurteilt und am selben Tag erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA
auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: V2, RSHA IVA2, Stapo
Berlin. In der Sowjetunion am 25.2.1956 posthum rehabilitiert.
8. August 2021 –
60. Todestag des sowjetischen Einflussagenten Wilhelm Kropp; 120. Geburtstag
des kommunistischen Geheimdienst-Funktionärs Franz Riegg
Wilhelm (Willi) Kropp (3.11.1899
Grünberg/Hessen-8.8.1961 Weimar), kommunistischer Funktionär, sowjetischer Einflussagent
(Deckname: Willi Keller). 1919/20 Mitglied der KPD im Ruhrgebiet. Juni 1923 von
der französischen Geheimpolizei verhaftet. Nach einem Jahr Haft Übersiedlung
nach Dietz/Lahn. Verschiedene Funktionen als KPD-Funktionär und Redakteur. Am
4.5.1933 in Berlin verhaftet. Nach Entlassung aus dem KZ Sonnenburg Emigration
über Saarbrücken und Paris in die Sowjetunion; dort im März 1935 eingetroffen.
Mitarbeit im Sekretariat des EKKI. Oktober 1941-Februar 1942 Kursant an der
Komintern-Schule in Kuschnarenkowo. Februar 1942-Februar 1943 Oberkommissar in
einem sowjetischen Gefangenenlager. 1943-45 Beeinflussungsarbeit gegenüber
deutschen Kriegsgefangenen an der Zentralschule 27 und im Objekt 12 unter dem
Decknamen Willy Keller. 28.5.1945 Rückkehr nach Schwerin als Mitglied der
Gruppe Sobottka. Sodann Parteifunktionär, u.a.: Leiter der Parteihochschule der
SED.
Franz Riegg (8.8.1901 München-4.5.1945
Lübecker Bucht), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1921 Eintritt in die
KPD, 1923 aktiv an deren Aufstandsvorbereitungen beteiligt, sodann aus Bayern
geflüchtet. Lebt ab 1924 unter dem Falschnamen Max Dänicke im Ruhrgebiet,
Tätigkeit in der KPD-Presse. Ende 1927-Frühjahr 1929 Agentenausbildung an der
M-Schule der Komintern in Moskau. Sodann Funktionär im AM-Apparat, zugleich
Redakteur bei der KPD in Berlin. Ende 1933 verhaftet und bis Mai 1945
durchgehend in Zuchthaus- und KZ-Haft. Bei Untergang des Passagierschiffs Cap
Arcona in der Lübecker Bucht Anfang Mai 1945 ums Leben gekommen.
7. August 2021 – 50. Todestag des Offiziers Enno von
Rintelen; 110. Geburtstag des SD-Funktionärs und Kriegsverbrechers Martin
Sandberger
Enno von Rintelen (6.11.1891 Stettin-7.8.1971
Heidelberg), Offizier, zuletzt General der Infanterie (1.7.1942). 18.9.1910
Eintritt in die preußische Armee als Fahnenjunker. Im Ersten Weltkrieg
Truppenoffizier, Beförderung zum Oberleutnant (18.9.1915) und Hauptmann
(18.10.1918), ausgezeichnet mit dem EK II und I. Nach 1918 Übernahme in die
Reichswehr, Eingesetzt bevozugt in Stäben, ab 1.10.1921 Abwehroffizier im
Gruppenkommando 1 in Berlin. Frühjahr 1924/Anfang 1925 im Stab des Gruppenkommandos
2 in Kassel. 1.10.1936-31.8.1943 Militärattaché in Rom (November 1937-April
1939 zusätzlich in Albanien) und ab 1.6.1940 zugleich Bevollmächtigter General
bei der italienischen Wehrmacht, bis 1.9.1943. September 1943 Versetzung in die
Führerreserve, Ende 1944 a.D.
Martin Carl Sandberger, Dr. jur. (17.8.1911
[Berlin]-Charlottenburg-30.3.2010 Stuttgart), SD-Funktionär, zuletzt
SS-Standartenführer (30.1.1945). Seit Mai 1935 für den SD tätig, ab Januar 1936
hauptamtlich. 1939/40 als Sturmbannführer Leiter der Einwandererzentrale beim
Chef der Sipo und des SD; zugleich stellvertretender Gruppenleiter I B
(Erziehung, Ausbildung, Schulung) im RSHA. Juni-Dezember 1941 Chef der
Einsatzgruppe 1 a bei der Heeresgruppe Nord; 3.10.1941-Herbst 1943 zum Teil
gleichzeitig auch Kommandeur der Sipo und des SD (KdS) in Estland. Sodann
Rückkehr zum Amt I des RSHA. 1.12.1943 Leiter der Gruppe VI A (Organisation)
des Amtes VI (SD-Ausland); bis Kriegsende. Nach dem Krieg im Nürnberger
Einsatzgruppenprozess am 10.4.1948 zum Tode verurteilt, 1951 Umwandlung in
lebenslange Haft, 1958 entlassen.
6. August 2021 – 120. Geburtstag des britischen Nachrichtendienst-Offiziers
Angus Campbell; 80. Todestag der Agenten Theodor Drücke und Robert Petter
Angus Campbell (6.8.1901 London-), britischer
Nachrichtendienst-Offizier. ?1939 Beamter des britischen Passport-Office
Berlin. Vom RSHA zuletzt in Oslo lokalisiert, sodann in England vermutet und
wg. Spionageaktivitäten zur Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben (RSHA IV
E 4).
Karl Theodor Drücke (auch falsch: Drucke,
Druecke, Theodore) (1906 Grevenstein-6.8.1941 London, hingerichtet), deutscher
Abwehr-Agent (Deckname: Francois de Deeker). Vermutlich bereits in den 1930er
Jahren (?oder früher) in der deutschen Frankreich-Spionage tätig
(?V-Mann-Führer: Hilmar Dierks). 12.5.1936 in Frankreich wg. Spionage zu 3
Jahren Haft verurteilt. Ab?1938 wieder auf freiem Fuß. Reist über Belgien und
Holland nach Deutschland zurück. Am 30.9.1940 im Mory Firth (GB) zusammen mit
Vera Chalburg und Robert Petter von einem Flugboot zur Spionage abgesetzt. Am
selben Tag von britischen Sicherheitskräften festgenommen, wird er am 6.8.1941
gehängt.
Robert Petter (14.12.1915
Zürich-6.8.1941 London, hingerichtet), deutscher Abwehr-Agent (Decknamen:
Keller; Werner Heinrich Wälti o. Waelti, auch: Walti; möglichweise sind
Klarname und Deckname auch umgekehrt: Wälti/Petter). Vor dem Zweiten Weltkrieg
angeblich Fahrer des französischen Konsuls in Hamburg. 1939 in Antwerpen, um
sich dort als Funkagent der Abwehrstelle X, Hamburg,zu etablieren. Als angeblicher
Schweizer Staatsbürger am 30.9.1940 im Mory Firth (GB) von einem Flugboot zur
Spionage abgesetzt. Am selben Tag von britischen Sicherheitskräften in
Edinburgh festgenommen; Petter wird sogleich aufgrund seines gefälschten, mit
„ä“ geschriebenen britischen Passes enttarnt; er wird am 6.8.1941 gehängt.
4. August 2021 – 130. Geburtstag des SD-Funktionärs und
Kriegsverbrechers Max Thomas
Max Thomas, Dr.med. (4.8.1891-November
o. 3.12.1945, Selbstmord), Arzt, SD-Funktionär, zuletzt SS-Gruppenführer
(9.11.1942) und Generalleutnant der Polizei. Teilnehmer am Ersten Weltkrieg,
ausgezeichnet mit dem EK I. Seit 1933 Mitglied der NSDAP und der SS. Oktober
Inspekteur der Sipo und des SD (IdS) Wiesbaden. Juni 1940-Oktober 1941
Beauftragter des Chefs der Sipo und des SD in Frankreich. Oktober
1941-29.4.1943 Kommandeur der Einsatzgruppe C in der Sowjetunion. 1944 im
SS-Personalhauptamt.
3. August 2021 – 155. Geburtstag des kommunistischen
Geheimdienst-Funktionärs Friedrich Senger
Friedrich Senger (3.8.1866 Bochold-3.8.1936
Wuppertal, ?Selbstmord), Kraftfahrer, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär.
Ursprünglich Mitglied SPD, nach 1933 zum AM-Apparat der illegalen KPD, 30.7.1936
festgenommen, in der Haftzelle erhängt.
2. August 2021 – 135. Geburtstag des kommunistischen
Spitzenfunktionärs Paul Bertz
Paul Bertz (2.8.1886 Mühlhausen/Thüringen-18./19.4.1950
Gera, Selbstmord), Werkzeugschlosser, kommunistischer Spitzenfunktionär, mutmaßlicher
Agent (Deckname: Johann). 1910 Eintritt in die SPD, im Ersten Weltkrieg im
Spartacus-Bund, ab Ende 1918/Anfang 1919 Mitglied der KPD, deren Abgeordneter
1922-25 in Sachsen und 1924-30 im Reichstag. Als sog. Linksabweichler verfemt.
Nach Der NS-Machtübernahme Flucht Ende 1933 in die Niederlande, von dort 1934
nach Frankreich, Wiederaufnahme in die illegalen Parteistrukturen unter dem
Decknamen Johann; in einzelnen Veröffentlichungen als Leiter der Abwehr
bezeichnet. Vorn Frankreich aus Schleusungstätigkeit nach Deutschland, auch Leiter
des KPD-Grenzstützpunktes Zürich. Ab August 1939 erneut in Widerspruch zur
Parteilinie wg. des Hitler-Stalin-Pakts, den er verurteilt. Nach Kriegsbeginn im
September 1939 als deutscher Emigrant in Frankreich interniert. Nach der
Freilassung in die Schweiz ausgewichen, dort Führungsfigur in der illegalen
KPD. Im
Frühjahr 1941 zu Unrecht vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU als: B227,
RSHA IVA2-2909/36g zur Festnahme in der Sowjetunion ausgeschrieben, während
sich Bertz in Wirklichkeit unerkannt in der Schweiz aufhält. Nach dem Krieg
Rückkehr nach Deutschland, in die Sowjetische Besatzungszone, dort erneut als
Abweichler verfemt und alsbald in Verdacht geraten, ein sog. Noel Field-Agent
zu sein. Begeht, als er sich vor der Zentralen Parteikommission der SED in
Ost-Berlin rechtfertigen soll, Selbstmord.
31. Juli 2021 – 50. Todestag des britischen Geheimdienstoffiziers
Desmond Morton
Desmond Morton (13.11.1891 Hyde Park
Gate/England-31.7.1971), britischer Offizier, Geheimdienstmitarbeiter. Schulausbildung
in Eton. 1909 an der Royal Military Academy in Woolwich. Artillerieleutnant. Ab
Sommer 1914 beim Britischen Expeditionskorps in Frankreich. Nach Verwundung und
Genesung ab 23.7.1917 dem Feldmarschall Sir Douglas Haig als Adjutant zugeteilt;
zugleich enge Verbindung zum britischen Munitionsminister Winston Churchill.
1919 zum Foreign Office abgeordnet, in Wirklichkeit zu MI 6, dort Leiter der
Sektion V (Bolschewismusabwehr). 1930-39 Leiter des Industrial Intelligence Center
(IIC) ; in dieser Zeit Weitergabe von Geheimdienstinformationen über die
deutsche Wiederbewaffnung an Winston Churchill, der ohne Regierungsamt ist.
Danach Mitarbeit beim Aufbau des Ministeriums für wirtschaftliche Kriegführung
(MEW), in diesem dann 1. Assistent des Ministers. 1940-45 Persönlicher Sekretär
von Winston Churchill. 1946 Delegierter bei der Interalliierten Agentur für
Reparationen. 1950 Wechsel vom Schatz-Amt zum Ministerium für zivile Luftfahrt.
1953 in Ruhestand.
29. Juli
2021 – 120. Geburtstag des mutmaßlichen Agenten Davis Bengen
Davis Bengen (29.7.1901
London-?
[?ders. -Februar 1978 West
Hempstead/Nassau County/New York]), mutmaßlicher Agent. Wird 1940 vom RSHA in London vermutet und auf
der Sonderfahndungsliste GB wg. vorangegangener Spionageaktivitäten zur
Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben (RSHA IV E 3, Stapoleitstelle
München).
28. Juli 2021 – 125. Geburtstag des estnischen
Geheimdienstoffiziers Richard Maasing; 110. Geburtstag des Kriminalbeamten Heinz
Pannwitz; 80. Todestag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs Samuil Perewosnikow; 130. Geburtstag des finnischen Einflussagenten Waino Ilmari Pesonen
Richard Maasing (28.7.1896 Vorbuse/Estland-10.4.1976
Stockholm), estnischer Offizier. Im Ersten Weltkrieg russischer Offizier. 1918
bei der deutschen Frühjahroffensive an der Ostfront in deutsche
Kriegsgefangenschaft geraten. Ende 1935-38 (o. 1.4.1934-1.9.1939) als Oberst Leiter
des estnischen Geheimdienstes (Abteilung II des Generalstabs). In dieser
Funktion und danach enge Zusammenarbeit mit dem Amt Ausland/Abwehr gegen die
Sowjetunion. Verlässt am 9.10.1939 Tallinn mit dem Schiff und reist über
Stralsund nach Stockholm. 1938?-40 estnischer Militärattaché in Stockholm;
verbleibt dort auch nach der Besetzung durch die Sowjetunion; enge
Zusammenarbeit mit dem japanischen Heeresattaché Ondera Makato bei des
Spionageaktivitäten gegen Deutschland und die Sowjetunion. (?Anschließend/zwischenzeitlich
Übersiedlung nach Deutschland).
Heinz Pannwitz (recte: Heinz Paulsen) (28.7.1911
Berlin-1975), Kriminalbeamter, SS-Offizier. Zunächst Studium der Theologie;
nach der Aufgabe 1937 Eintritt bei der Kripo, 1939 Kripokommissar in Berlin.
1940 Versetzung zur Gestapo, dort Kriminalrat, Leiter des Referats IIg
(Attentate, illegaler Waffenbesitz, Sabotage) bei der Gestapo in Prag; dabei
1942 bei der Mordsache Heydrich als Leiter der Soko eingesetzt, sodann Strafversetzung
zur finnisch-russischen Front. März 1943 als Kriminalrat im RSHA Chef der
Sonderkommission Rote
Kapelle in Paris. Begibt sich zusammen mit Anatolij Gurjewitsch im Mai 1945 in
Bludenz/Österreich in französische Gefangenschaft, wird nach Paris überstellt
und sodann in die Sowjetunion verbracht, 1945-55 in sowjetischer
Kriegsgefangenschaft; dort umfangreiche Vernehmungen, u.a. durch den
Smersch-Chef Viktor Abakumow. Zu 25 Jahren Haft verurteilt. Lebt nach der Freilassung
in Ludwigsburg. Sein früherer Vorgesetzter Eugen Steimle behauptet später,
Pannwitz sei sowjetischer Agent gewesen.
Samuil Markowitsch Perewosnikow (ПеревозниковСамуилМаркович) (12.1.1904-28.7.1941 Moskau,
hingerichtet), sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: Semjon
Markowitsch Petrow, Семён Маркович Перов), Nationalität lt. Haftakte: Jude.
1922 Übersiedlung nach Deutschland, dort in Berlin Ausbildung zum Bankkaufmann.
1924 Eintritt in die KPD, gleichzeitig Sekretär der Vereinigung der
sowjetischen Studenten in Deutschland. 1926 Rückkehr in die Sowjetunion, dort
zur Roten Armee einberufen. Ab 1933 Mitarbeiter der INO, 1934-39 illegaler
Resident in Shanghai. 1939 Rückruf nach Moskau, dort Anfang September
verhaftet. Am 7.7.1941 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt und wenig
später erschossen. 1967 posthum rehabilitiert.
Waino Ilmari Pesonen (28.7.1991 Helsingfors-?),
Finne, deutscher Agent (Decknamen: Björkman; Erik Salin o. Sahlin). Reist 1915
illegal nach Deutschland aus und wird im (finnisch-deutschen) Jäger-Bataillon
militärisch ausgebildet. Seit Herbst 1915 erneut in Finnland, um dort weitere
Jäger anzuwerben. Betätigt sich ab März 1917 beim Sprenstoffverteilungsring von
N in Oslo (Rautenfels-Affäre).
27. Juli 2021 – 105. Todestag des britischen Piraten Charles
Fryatt
Charles Algernon Fryatt, (auch: Edward)
(2.12.1872 Southampton/England-27.7.1916 Brügge/Belgien, hingerichtet), britischer
Seeoffizier, Saboteur. Rammt mit seinem als U-Boot-Falle (Q-Ship) benutzen
Handelsschiff im März 1915 ein deutsches U-Boot. Wyatt lässt die im Wasser
treibenden deutschen Soldaten von Bord aus erschießen. Wird 1916 mit seinem
Dampfer Brussels von deutschen Seestreitkräften in der Nordsee vor Holland
aufgebracht; bei der Durchsuchung des Schiffes werden zahlreiche Berichte des
britischen Spionagerings von Richard Tinsley aus Holland aufgefunden, die zum
Auffliegen etlicher Agenten in Belgien führen. Wird im Juli 1916 im besetzten
Belgien als Saboteur erschossen. Der Fall Fryatt wird von den Kriegführenden
beider Seiten für propagandistische Zwecke ausgeschlachtet. Die englische Seite
behauptet noch heute, das U-Boot sei gar nicht gesunken.
25. Juli 2021 – 80. Todestag des Komintern-Agenten Willi
Gall
Willi Gall (3.10.1908
Falkenstein/Vogtland-25.7.1941 Berlin-Plötzensee, hingerichtet),
kommunistischer Funktionär, Komintern-Agent. Lehre als Dreher. 1929 Eintritt in
die KPD. Funktionär in der Unterbezirksgruppe Zittau. 1933 Flucht in die
Tschechoslowakei, bei der sog. Grenzarbeit mehrfach Einreise nach Deutschland.
1938/39 in Dänemark. Von dort imAugust
1939 illegale Einreise nach Berlin. Versucht dort, Verbindungen wiederaufzubauen.
Hierbei im Dezember 1939 festgenommen. Zum Tode verurteilt und hingerichtet.
23. Juli 2021 – 110. Geburtstag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs
Norman Borodin
Norman Michailowitsch Borodin (БородинНорманМихаилович; urspr.
Grusenberg, Грузенберг) (23.7.1911 Chikago/USA-8.1974),
sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: Granit), zuletzt Oberst. Sohn
des Revolutionärs Michail Borodin. 1923 zusammen mit der Mutter Übersiedlung
aus den USA in die Sowjetunion. Seit März 1930 Mitarbeiter der ® INO in der ® OGPU. 1931-33 Agent der INO
in Berlin. 1934 Rückkehr mach Moskau, Studium an der Militärchemischen Akademie
der Roten Armee. 1937 Ernennung zum Stellvertreter des illegalen Residenten
Itschak A. Achmerow in den USA. Als Student getarnt, wirbt er mehrere Quellen
in der Lateinamerikaabteilung des State Departments an. 1938 Rückkehr in die
Sowjetunion, während des Krieges NKWD-Mitarbeiter in Moskau (nach anderer, aber
unwahrscheinlicher Darstellung während des Krieges als Mitarbeiter des
Internationalen Roten Kreuzes getarnt in Berlin). 1949 verhaftet und nach
Karaganda deportiert. 1955 in das KGB aufgenommen, dort Leiter der Abteilung für die
Arbeit mit ausländischen Korrespondenten. 1961-67 Chef der aktiven Reserve der
PGU des KGB, gleichzeitig Chefredakteur bei Nowostij; publiziert dort
unter den Pseudonymen: N. Bardin, N. Barojan, N. Borisow, N. Tariblow. – Borodin
dient dem sowjetischen Autor Julian Semerow als literarisches Vorbild für dessen
(erfundenen) Helden Maxim Issajew, alias SS-Standartenführer Otto von Stierlitz
in der Spionageschnulze Siebzehn
Augenblicke im Frühling, die in der Spionageliteratur als Selbstläufer für
viel Verwirrung gesorgt hat.
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